Dunkle Geschäfte mit der Anthrax-Angst
Die Milzbrand-Panik lässt dubiose Medikamentenseiten im Netz sprießen.
Seitdem in den Vereinigten Staaten die Angst vor Anthrax um sich greift, sind Antibiotika wesentlich gefragter geworden als Potenzmittel. Aus diesem Grund verkaufen jetzt viele ehemalige Viagra-Dealer illegal das Medikament Cipro, das gegen die Milzbrand-Bakterien wirken soll. Wie US-Medien berichten, ist dieses Geschäft mit Panikmache den amerikanischen Behörden ein Dorn im Auge. Die Handelsaufsicht FTC ermittelt.
Bald nachdem die ersten infizierten Briefe aufgetaucht waren, wurde der Begriff Anthrax zu einem der häufigsten Suchbegriffe im Web. Und Cipro wurde in den Köpfen das Gegenmittel für den Fall eines biologischen Angriffs. Dabei ist diese antibiotische Keule beileibe nicht das einzige Mittel gegen Milzbrand, aber es dürfte derzeit zu den teuersten gehören.
Um die Kaufwilligkeit weiter zu steigern, werben die Verkäufer auf ihren Seiten mit Endzeitszenarios, in denen ganze Städte aus der Luft bestäubt werden und es nicht für alle Medikamente gibt. Also lieber gleich kaufen! Hinzu kommt, dass Cipro verschreibungspflichtig ist und daher von seriösen Netzapotheken nicht einfach so herausgegeben wird. Einige Amerikaner betteln daher förmlich darum, ihre "Familien retten zu dürfen". Da sie abgewiesen werden müssen, suchen sie sich eben einen Händler im Netz.
Nutznießer ist die Firma Bayer, die bis 2003 ein Patent auf Cipro hat und die Produktion mehr als verdoppeln musste, um der Nachfrage gerecht zu werden. Gegen die vielen Händler in der Dunkelgrauzone des Internet will die National Association of Boards of Pharmacy etwas tun. Die amerikanische Apothekervereinigung warnt davor, den Verstand beim Surfen abzuschalten. Dies sei der Grund dafür, dass solche Seiten wie Pilze wucherten.
Amerika ist weit weg, doch nachdem hierzulande ein paar Spaßvögel verschiedene Pülverchen mit der Briefpost verschickten, wittern auch in Deutschland die ersten Geschäftsleute neue Einnahmequellen. So kann man etwa sein eigenes Terrornotpäckchen bestellen, in dem eine Gasmaske, einige Pillen und Verbände enthalten sind; alles angepriesen mit Phrasen wie: "Wenn Terroristen in Atomkraftwerke fliegen ..." (cgl)