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Durch dick und dünn - Pentax WG-1 GPS 0 Kommentare

Robert Seetzen

Widrige Umstände steckt die WG-1 locker weg, Geotagging und GPS-Tracks sorgen auch nach extremeren Ausflügen für Orientierung. Der guten Ausstattung und ordentlichen Bildqualität stehen allerdings einige Schwächen im Detail gegenüber.

Pentax WG-1

Dank innen liegendem "Periskop"-Zoom trägt die WG-1 kaum auf

(Bild: Robert Seetzen)

Für den Test kam eine WG-1 GPS zum Einsatz. Wer auf Geotagging verzichten mag, kann mit dem Kauf der WG-1 genannten Basisversion etwa 50 Euro sparen. Bis auf die GPS-Funktion sind beide Modelle identisch, der besseren Lesbarkeit halber wird im folgenden Text stets nur das Kürzel WG-1 verwendet. Äußerlich setzen sich beide Modelle klar vom Feld herkömmlicher Kompaktkameras ab, ihr umfangreich mit verschiedenen Kunststoffen armiertes Gehäuse verspricht schon optisch besondere Robustheit. Trotz des etwas martialischen Auftritts kommt die WG-1 angenehm kompakt daher, in den meisten Jackentaschen dürfte sie bequem Platz finden.

Der 14 Megapixel auflösende, 1/2,33 Zoll große Bildsensor erlaubt Empfindlichkeiten von ISO 80 bis ISO 6400. Rauscharme Bilder entstehen bei Einstellungen bis ISO 400, ISO 800 und ISO 1600 taugen für ansehnliche Diashows auf dem Wohnzimmer-TV. Bei Auswahl noch höherer Empfindlichkeiten fällt die Auflösung automatisch auf nur noch fünf Megapixel zurück. Mit ISO 3200 aufgenommene Bilder zeigen massive Zeichnungsverluste bei gleichzeitig aber immer noch passabler Farb- und Kontrastwiedergabe, eine großformatige TV-Wiedergabe ist auch hier noch durchaus möglich. Erst ISO 6400 muss als bloße Notlösung angesehen werden, hier sind drastische Farb-, Kontrast- und Detailverluste ebenso wenig zu übersehen wie erhebliche Rauschanteile.

ISO-Reihe (0 Bilder) [1]

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Die Brennweite der WG-1 reicht, auf Kleinbildverhältnisse umgerechnet, von 28 bis 140 Millimeter. Mancher Outdoor- oder Unterwasser-Fan hätte sich vermutlich etwas mehr Weitwinkel gewünscht. Auch eine größere Blendenöffnung als f/3.5-5.5 wäre vielen Fotografen sicher willkommen gewesen, ebenso eine etwas feinere Steuerung des nur in neun Schritten einstellbaren Zooms. Beeindruckend sind wiederum die Ergebnisse des Supermakro-Betriebs. Nominell beträgt der Mindestabstand vom vorderen Objektivglas zum Motiv 10 Millimeter, in der Praxis lag die Grenze eher bei 5 bis 7 Millimetern. Anders als das Gros anderer Kameras mit Supermakro führt die WG-1 zudem eine automatische Entzerrung der Bilder durch. Die sonst üblichen, tonnenförmigen Verformungen bleiben hier komplett aus. Etwaigen, durch geringe Aufnahmedistanzen bedingten Abschattungseffekten begegnet die WG-1 mit fünf um das Objektiv angeordneten LEDs.

Makro-Aufnahmen (4 Bilder) [3]

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Supermakro: Dank geringer Nahrgrenze und automatischer Entzerrung liefert die WG-1 erstaunlich gute Makrobilder - bei allerdings erheblichen Schärfeverlusten Richtung Bildrand
Pentax WG-1

Die platzbedingt klein geratenen Bedienungselemente lassen Handschuhen keine Chance

(Bild: Robert Seetzen)

Wo Licht keine Mangelware, sondern im Überfluss vorhanden ist, erweist sich das Display der WG-1 als Schwachstelle. Monitorinhalte werden zu schnell überstrahlt oder von Spiegelungen überlagert, letztere fallen auch im Unterwassereinsatz mitunter störend auf. Eine Anpassung der Displayhelligkeit im Menü sorgt für etwas bessere Erkennbarkeit, grellem Umgebungslicht ist die WG-1 aber auch bei maximaler Einstellung nicht gewachsen. Dass viele andere Kompaktkameras in dieser Disziplin ebenso schlecht abschneiden wie die WG-1, bietet dabei nur geringen Trost. Wo die Lichtverhältnisse eine gut erkennbare Bildwiedergabe zulassen, gefällt das Display der WG-1 mit natürlicher Farbwiedergabe und ordentlicher Kontrastdarstellung. Ein zuschaltbares Live-Histogramm mit zusätzlicher Markierung überbelichteter Flächen warnt vor problematischen Belichtungswerten. Die Auflösung bleibt mit 230.000 Subpixeln allerdings nur auf durchschnittlichen Niveau.

Es wurde eingangs schon erwähnt: Tests der Tauchtauglichkeit fanden ausschließlich im nicht ganz meterhohen Wasser eines kleinen, privaten Sommerschwimmbeckens sowie in der Ostsee statt. Dem elternseitig unbeaufsichtigten Dauereinsatz in Kinderhand war die WG-1 allerdings gut gewachsen, auch mit Blick auf die im Unterwasserbetrieb besonders wichtigen Automatikfunktionen. Tauchgänge, ob in Pool oder Ozean, lassen wenig Raum für manuelles Belichtungstuning. Im Modus "Unterwasser" passt die WG-1 ihren Weißabgleich den veränderten Farbanteilen überwiegend zuverlässig an, auch die Belichtungssteuerung kommt mit den besonderen Licht- und Kontrastverhältnissen gut zurecht. Blau- und grünstichige oder überbelichtete Bilder bleiben zwar nicht ganz aus, waren im Testverlauf aber die Ausnahme.

Unterwasser-Aufnahmen (3 Bilder) [5]

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Algen in der flachen Ostsee

Das LED-Makrolicht hellt den Vordergrund auf.
Pentax WG-1

Der Akku wird in einer mitgelieferten Ladeschale geladen, nützlich für Besitzer mehrerer Energiezellen

(Bild: Robert Seetzen)

Im Videobetrieb verkleinert die WG-1 den sichtbaren Bildausschnitt um etwa 15 Prozent. Grund dafür ist das Fehlen einer mechanischen, "echten" Bildstabilisierung. Wie auch mancher Camcorder nutzt die Pentax freigehaltene Randbereiche des Bildsensors für eine durchaus effektive Bildberuhigung. Wer darauf verzichten und lieber den maximalen Weitwinkelbereich der Kamera nutzen will, kann die Videostabilisierung im Hauptmenü deaktivieren. Dauerhaft deaktiviert während der Videoaufnahmen ist das optische Zoom, eine im Vergleich zur digitalen Stabilisierung wesentlich störendere Einschränkung. Einzig ein mit Qualitätseinbußen behaftetes Digitalzoom kann optional aktiviert werden. Gerade mit Blick auf die unter Wasser meist zweitrangige Bedeutung der Tonspur sollte Pentax hier mit einem Firmwareupdate nachbessern und das Motorzoom auch im Videobetrieb freischalten.

Lediglich durchschnittliche Leistungen bietet die GPS-Sektion der WG-1. Unter vollständig freiem Himmel dauert es etwa zwei bis drei Minuten, bis die Kamera nach GPS-Aktivierung im Hauptmenü ihre aktuelle Position ermitteln und neu aufgenommenen Fotos als Geotag zuordnen kann. Ist GPS einmal aktiviert, bleibt die Kamera auch im ausgeschalteten Zustand auf GPS-Empfang. Nach erneutem Einschalten der WG-1 stehen GPS-Daten deshalb meist sofort, spätestens aber nach etwa 30 bis 60 Sekunden zur Verfügung. Eine akkusparende, mittels vorab auf der Kamera gespeicherter GPS-Bahndaten beschleunigte Ortung ist nicht möglich, ebenso wenig eine kamerainterne Darstellung von Landkarten oder die Ermittlung der Blickrichtung über einen integrierten Kompass. Auch die vom Ansatz her praktische GPS-Protokollierung kann nicht vollständig überzeugen. So werden die vom Anwender eingestellten Messintervalle nur bedingt eingehaltenund es fehlt den Positionsangaben der für viele Nutzungen unerlässliche Zeitstempel. Ein ganz unnötiger Mangel, da die WG-1 für ihre interne Uhr auf Wunsch stets die aktuelle, extrem akkurate GPS-Zeit verwendet.

Perfekt ist sie nicht, die kleine, robuste Pentax. Vor allem etwas mehr Weitwinkel, ein echter Bildstabilisator, ein helleres, entspiegeltes Farbdisplay und ausgefeiltere GPS-Funktionen sollten bei einem möglichen Nachfolgemodell keinesfalls fehlen. Dennoch macht der Umgang mit der WG-1 viel Spaß, nicht zuletzt wegen der überwiegend guten Bildergebnisse. Auch der gelungene Makromodus zählt klar zu den Stärken der Pentax oder die Möglichkeit, mit den vorhandenen Bordmitteln reizvolle Zeitraffer-Aufnahmen [7] durchzuführen. Wer eine universelle Freizeit-, Sport- oder Urlaubskamera sucht und die erwähnten Schwächen akzeptieren kann, macht mit dem Kauf der WG-1 keinen Fehler. (tho [8])


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[5] https://www.heise.de/bilderstrecke/bilderstrecke_1338644.html?back=1338407
[6] https://www.heise.de/bilderstrecke/bilderstrecke_1338644.html?back=1338407
[7] https://www.heise.de/news/Zeitrafferaufnahmen-mit-der-Pentax-WG-1-1355893.html
[8] mailto:tho@heise.de