Dynatrace überwacht Cloud-Umgebungen mit KI

Onlineshops sind in der Regel so komplex, dass ihre Betreiber Fehler und Sicherheitsprobleme kaum noch manuell finden. Dynatrace überwacht sie mit Hilfe von KI.

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Dynatrace-CTO Bernd Greifender im Februar 2023 auf der Perform in Las Vegas

(Bild: heise online)

Lesezeit: 3 Min.
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Die „Software Intelligence Company“ Dynatrace verfolgt Nutzerklicks unter anderem in Webshops, um Probleme zu lokalisieren. Auf der Hauskonferenz Perform 2023 stellte sie im Februar in Las Vegas neue Komponenten vor, die künstliche Intelligenz verwenden, um Fehler in der Software zu finden, automatisch zu beheben und auf Sicherheitslücken hinzuweisen.

Der Name Dynatrace steht für dynamic tracing (dynamische Ablaufverfolgung). Verfolgt wird hier das Klickverhalten eines Kunden auf einer Webseite, um Fehler in der Software bis zur Codezeile benennen zu können. „Unsere Kunden sind Unternehmen, die mehr als Debugging brauchen“, sagt Gründer und CTO von Dynatrace im Gespräch mit heise online. „Log-Dateien allein reichen nicht, denn die hören an der Stelle auf, wo ein Server mit einem anderen Dienst oder Server redet.“

In der Dotcom-Boomzeit haben Einzelhändler ohne Erfahrung Onlineshops aufgezogen, deren Software schon bei 50 gleichzeitigen Nutzern abgestürzt ist. Das von Bernd Greifeneder 2005 in Linz gegründete Unternehmen hat sich auf Application Performance Monitoring (APM) spezialisiert. Mittlerweile setzen die Kunden von Dynatrace Tausende von Servern und eine Vielzahl von Systemen und Diensten Google, Amazon und anderen Cloud-Anbietern ein. Die Frage laute: Wie sind diese miteinander vernetzt?

Ein einzelner Klick eines Endkunden laufe über 50 verschiedene Dienste. Künstliche Intelligenz forscht in solchen Umgebungen nach Ursachen, wenn eine Fehlermeldung auftritt. Zunächst findet sie alle involvierten Server und lokalisiert anschließend das betroffene System, das beispielsweise eine falsche Software-Version verwendet.

„Um dabei präzise vorzugehen, verwenden wir nicht Korrelation wie einen Zeitstempelvergleich auf Millisekunden, denn Fehler können auch erst eine halbe Stunde später auftreten“, sagt Greifeneder. Das führe außerdem zu vielen False-Positives, weil der Zeitstempel auch mit anderen Vorgängen korreliert. Stattdessen setzt Dynatrace auf einen kausalen Graphen, der auf Grundlage KI-gestützter Analysen erklärbare Antworten liefern will.

Das funktioniert bei Fehlern, aber auch beim Einschätzen von Sicherheitsrisiken. Security-Analysten haben ebenfalls zehntausende False-Positives täglich. Die Dynatrace-Software will mit ihrer künstlichen Intelligenz aus der Menge aller Meldungen die tatsächlich relevanten herausdestillieren.

Das kann beispielsweise einer von 20 Diensten sein, der eine Datenbank mit Kreditkarteninformationen abfragt und für Hacker erreichbar wäre. Der Betreiber kann im Idealfall so eine Lücke schließen bevor jemand sie ausnutzt, denn dann geht es um Sekunden.

Der Einsatz von KI bringt Probleme mit sich. Das Beispiel ChatGPT zeigt, dass KI nicht zwangsläufig präzise und sachlich richtige Antworten liefert. Darauf folgt das zweite Problem, dass sich selbst Entwickler nicht erklären können, wie sie zu einem Ergebnis kommt.

Um komplexe System zu steuern, braucht man aber präzise und verlässliche Informationen. Dynatrace versucht möglichst geringe Raten von False-Positives auszugeben, um Fehler nicht nur zu finden, sondern automatisch zu beheben. Zu den möglichen Maßnahmen gehören Rollback, Rollforward, dynamische Skalierung von Systemen und Priorisierung von Securitymeldungen.

(akr)