E-Autos: Steigendes Interesse
Die Interesse an Elektroautos und Hybriden in Deutschland ist deutlich gestiegen. Möglich machen dies Steuervorteile und Prämien. Doch es gibt neue Probleme.
- dpa
Die beiden Onlinevermittler Meinauto.de und Carwow haben in den vergangenen Monaten kräftige Zuwächse bei den Anfragen nach E-Autos und Hybriden festgestellt, wie sie auf Anfrage der dpa mitteilten. „Wir sehen seit Oktober 2019 einen massiven Anstieg des Interesses“, sagte Carwow-Mitgründer Philipp Sayler von Amende. In der ersten Februar-Hälfte lag dort der Anteil der Anfragen, die sich auf Elektroautos und Hybride bezogen, bei 29 Prozent, bei den Verkäufen über die Plattform waren es sogar 34 Prozent.
Aus dem Schatten?
Trotz Anstiegen in den vergangenen Jahren führen die elektrifizierten Antriebe noch ein Schattendasein in den Zulassungszahlen. Doch es sieht so aus, als könnten sie kräftig vorankommen. Einer der wichtigsten Gründe ist die eben erhöhte Kaufprämie für Elektroautos. „Das hat Euphorie entfacht, wir haben die Werbung sofort umgestellt“, sagt Thomas Peckruhn, Skoda-Händler und Vizepräsident des Zentralverbands des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK). „Das frühere Argument, dass Elektromobilität deutlich teurer ist, greift jetzt nicht mehr.“ Gerade bei kleineren, günstigeren Elektroautos werde die Prämie „Druck auf den Kessel bringen“. Ein Beispiel: Der kleinste Volkswagen wird in elektrifizierter Form als Seat Mii, Skoda Citigo und VW Up dank der Prämie schon für unter 15.000 Euro gehandelt.
Dabei hat die schon länger diskutierte Prämienerhöhung offenbar schon vor ihrer Einführung Wirkung entfaltet. Seit Sommer 2019 verzeichnet der Online-Neuwagenvermittler Meinauto.de einen starken Anstieg bei den Anfragen zu Elektroautos und Hybriden. Der Anteil dieser Antriebe hat sich fast verdreifacht, der bisherige Höhepunkt wurde mit knapp 18 Prozent aller Anfragen im Dezember erreicht. Beim Konkurrenten Carwow liegt der Anteil von Stromern und Hybriden in den Anfragen mit zuletzt mehr als 29 Prozent sogar noch höher und dreimal so hoch wie im vergangenen Sommer. Bei den Verkäufen über die Plattform war er mit 34 Prozent sogar noch deutlicher. „Wir sehen seit Oktober einen massiven Anstieg des Interesses“, sagt Mitgründer Philipp Sayler von Amende.
Verzögerung bei den Zulassungszahlen
Zwar ist nicht zu erwarten, dass sich diese Werte eins zu eins in den Neuzulassungen wiederfinden, schließlich sprechen die beiden Anbieter vor allem internetaffine Privatkäufer an. Doch der starke Anstieg der vergangenen Monate zeigt, wohin die Reise gehen könnte. Denn was heute bestellt wird, taucht erst eine monatelange Lieferzeit später in der Zulassungsstatistik auf. ZDK-Vizepräsident Peckruhn erwartet ebenfalls einen deutlichen Anstieg und sieht die elektrifizierten Antriebe künftig „stabil im zweistelligen Prozentbereich“. In den Bestellungen sehe man das schon jetzt, bis zum Sommer könne es auch in den Zulassungen ankommen.
Die erhöhte Förderung, die bis zu 3000 Euro vom Staat plus einen Rabatt in mindestens gleicher Höhe durch die Hersteller umfasst, ist aber bei weitem nicht der einzige Treiber für die Elektromobilität. Denn hinzu kommt eine massive steuerliche Förderung. Unter bestimmten Umständen muss die private Nutzung eines dienstlichen E-Autos nur noch mit 0,25 Prozent versteuert werden. Dass statt beispielsweise 400 nur noch 100 Euro als geldwerter Vorteil versteuert werden muss, dürfte eine starke Anziehungskraft auf jene haben, die bei der Wahl des Firmenautos mitbestimmen dürfen.
Auch die Hersteller hätten zuletzt angefangen, die Modelle stark zu pushen, sagt Sayler von Amende. Teilweise bekomme man die Elektrovarianten von Modellen derzeit billiger als die Verbrenner. Dabei nehmen die Hersteller auch ihren Handel in die Pflicht. „Insbesondere die Marken, bei denen es schwierig werden könnte, die CO2-Ziele zu erreichen, machen riesigen Druck auf ihre Händler“, sagt Peckruhn.
Auch die Geschäftskunden, die in Deutschland für einen großen Teil der Neuzulassungen verantwortlich sind, zeigen verstärktes Interesse an elektrifizierten Autos. „Anders als die Privatkunden bevorzugen sie aber Plug-in-Hybride gegenüber reinen Stromern“, sagt Rudolf Rizzolli. Er ist Chef der Mobility Holding zu der Meinauto.de gehört, aber auch der Fuhrparkdienstleister Mobility Concept. Entscheidender Treiber ist hier, dass die Mitarbeiter bei solchen Firmenwagen deutlich weniger Steuern für die Privatnutzung bezahlen. Auch der Flottendienstleister Arval bestätigt ein „kontinuierliches Ansteigen“ bei Plug-in-Hybriden. Bei Elektroautos seien die Firmen dagegen noch zögerlich, auch weil das Angebot noch gering sei.
Immer mehr im Angebot
Doch das Portfolio wächst und das kommt laut Peckruhn auch bei den Kunden an. „Und ich kann als Händler auch nur das gut verkaufen, was ich habe. Die Leute wollen die Autos ausprobieren und anfassen. Wenn die neuen Autos in den Verkaufsräumen stehen, gibt das dem Geschäft einen weiteren Schub.“ Die nächste Frage wird dann allerdings sein, wie lange Kunden auf ihre Autos warten müssen. Carwow ermittelte zuletzt durchschnittliche Wartezeiten von einem knappen halben Jahr für Elektroautos – deutlich mehr als bei Verbrennern. „Ich glaube, dass das nochmal ein Thema wird“, sagt Peckruhn. Bisher seien die Kunden aber geduldig und sprängen kaum ab, wenn sie länger warten müssten.
(mfz)