E-Books mit Pepp

Die meisten E-Books sind eine 1-zu-1-Kopie der gedruckten Ausgabe. Einige Autoren und Verlage machen auf iPad und Smartphones mehr aus ihren Texten.

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Von
  • Achim Barczok

Mehr als ein E-Book: Autor Jürgen Neffe führt Libroid auf der Frankfurter Buchmesse vor.

(Bild: heise mobil)

Ein E-Book kann so viel mehr sein als ein Buch, dachte sich Jürgen Neffe. Weil er bei den Verlagen nicht fündig wurde, entwickelte der Autor und Wissenschaftsjournalist kurzerhand sein eigenes E-Book-Format Libroid, das er auf der Frankfurter Buchmesse präsentierte. Die Idee: Das auf XML basierte Libroid soll den Text eines Buchs erweitern, ohne den Leser im Lesefluss zu stören.

Statt Videos und Fotos in den Textabschnitten unterzubringen, teilt Libroid den Bildschirm in drei Spalten auf. Während man in der Mitte den seitenlosen Text des Buchs vertikal scrollt, tauchen in der linken und rechten Spalte passende Zusatzinhalte auf. Im Beispiel seines Reiseberichts Darwin erscheinen bei Das Abenteuer des Lebens links Bilder zu Neffes Reise, auf der rechten werden Landkarten, Interview-Videos und Links zu weiterführenden Texten eingeblendet.

Im Hochkantmodus verschwinden die Seitenleisten, zusätzliche Inhalte werden stattdessen durch Hyperlinks angedeutet. Leser können den Text in verschiedenen Sprachen anzeigen lassen und Bemerkungen aus dem Buch heraus versenden.

Libroid unterteilt den Bildschirm in drei Spalten mit Text, Bildern und Verknüpfungen.

(Bild: heise mobil)

Neffes eigene Bücher sollen aber nicht die einzigen Libroiden bleiben. In seinem "Verlag der ungedruckten Bücher" wirbt er bei anderen Autoren, die mit einem Composer ihre Bücher für Libroid fitmachen können. Und je nach Text könnten solche E-Books auch ganz unterschiedlich angereichert werden: Ein Autor, der sich mit Beethoven beschäftige, könne dann beispielsweise Original-Manuskripte und Audiostücke miteinfließen lassen. Die Buchplattform Libroid soll in den nächsten Wochen im App Store für iOS-Geräte erscheinen, möglicherweise werde man die Plattform später für Android portieren, so Neffe.

Bücher kaufen im Häppchenprinzip: In P.S. Ich töte dich kostet jede Kurzgeschichte 79 Cent.

Auch einige größere Verlage experimentieren inzwischen mit den Gestaltungsmöglichkeiten für digitale Bücher auf Tablets und Smartphones. Droemer Knaur verkauft die Kurzgeschichtensammlung P.S. Ich töte dich bespielsweise als Häppchen-App. Für 79 Cent bekommt man das Vorwort und den ersten Kurz-Thriller von Sebastian Fitzek, zwölf weitere Geschichten kann man sich für jeweils 79 Cent dazukaufen.

In Rowohlts Digital-Plus-Büchern finden Leser Video- und Audio-Schnipsel und zusätzliches Bildmaterial.

Rowohlt stellte auf der Buchmesse vier Digitalbücher Plus für iPad und iPhone vor, die mit der Plattform des Berliner Startups Textunes entwickelt wurden. In Strohfeuer von Sascha Lobo können Leser aus dem Buch heraus Fragen zu Textstellen an den Autor versenden, eine Einstein-Monographie ist mit Originalvideos und -dokumenten angereichert. Der Gedankenleser Torsten Havener demonstriert in Ich weiß was Du denkst sein Können in kleinen Audio- und Videoschnipseln, Bernhard Hoeckers und Tobias Zimmermanns Reisetagebuch Meilenweit für kein Kamel enthält Reisevideos und Originalmanuskriptseiten mit den Korrekturen des Lektorats. Während Lobos E-Book mit 19 Euro genauso viel wie die aktuelle Printausgabe kostet, sind die übrigen Bücher mit 13 Euro rund 3 Euro teurer als das gedruckte Buch. Ähnliche E-Books sollen laut Rowohlt im nächsten Jahr folgen.

In der Enhanced-Book-Version vom Sturz der Titanen rückt das Glossar in den Text.

Auch Bastei Lübbe präsentierte auf der Buchmesse ein textunes-Buch mit zusätzlichen Inhalten: Ken Follets Roman Sturz der Titanen erscheint für 23 Euro als "Enhanced eBook" für iPad sowie iPhone und ist mit zusätzlichen Videos, Glossarhinweisen und Landkarten angereichert. Langenscheidt arbeitet ebenfalls mit textunes zusammen und bietet in einigen seiner Titel interaktive Lernelemente an. So kann man in Schwäbisch für Anfänger einen Sprachtest absolvieren oder mit Anwalt-Deutsch/Deutsch-Anwalt sein Juristendeutsch prüfen. Im Herbst will Langenscheidt außerdem Fremdsprachen-Lektüre mit interaktiven Sprachübungen herausbringen.

Auch für Android und Amazon Kindle bietet Langenscheidt zukünftig erweiterte E-Books an. Ein auf der Buchmesse präsentiertes Kindle-E-Book zeigte allerdings, dass sich die aktuellen Reader mit Spezialdisplay kaum für erweiterte E-Books eignen: Statt beispielsweise Worterklärungen direkt im Text aufpoppen zu lassen, springt der Kindle umständlich zwischen Text und Glossar. (acb)