E-Cargo-Bikes: Schaeffler entwickelt Antrieb für Lastenräder ohne Fahrradkette

Schaeffler und Heinzmann haben einen ersten Abnehmer für einen Antrieb für E-Cargo-Bikes gefunden, der ohne Kette oder Riemen auskommt.

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(Bild: Schaeffler, Heinzmann)

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Schaeffler hat zusammen mit Heinzmann einen Fahrradantrieb für E-Lastenräder entwickelt, der ohne Kette oder Riemen auskommt. Das von dem deutschen Maschinenbauunternehmen und dem Fahrradantrieb-Spezialisten "Free Drive" genannte System besteht aus einem Pedalgenerator, der die durch Muskelkraft erzeugte Energie für einen Elektromotor im Hinterrad liefert. Eine mechanische Verbindung, also eine Fahrradkette oder ein Riemen entfällt. Erste E-Lastenräder werden nun ausgeliefert, heißt es in einer Mitteilung, und zwar vom Anbieter Mocci. Kunde ist die CIP Mobility GmbH, zu der Mocci gehört.

Der Pedalgenerator von Schaeffler erzeugt beim Treten einen gleichmäßigen Widerstand. Er ist laut Schaeffler-Mitteilung so konzipiert, dass beim Treten weniger Muskelkraft benötigt wird als bei klassischen Kettenantrieben. Überschüssige Energie wird im Akku gespeichert und bei Bedarf für den Antrieb genutzt. Insgesamt liefert der Free Drive eine Antriebsleistung von 250 Watt.

"Mit dem Antrieb ohne Kette sind gänzlich neue Fahrradarchitekturen und Pedalkonfigurationen möglich, auch für Anwendungen mit drei oder vier Rädern, mit Dach oder ohne", erklärt Jochen Schröder, Leiter des Unternehmensbereichs Elektromobilität bei Schaeffler. Der Gang oder der Betriebsmodus wird durch Software gesteuert. Dabei kommunizieren alle Komponenten des Systems wie in einem Auto über eine CAN-Verbindung miteinander. Schaeffler und Heinzmann nennen das Prinzip "Bike by Wire".

Schaeffler hatte "Free Drive" zuerst im September 2021 auf der Messe Eurobike in Friedrichshafen vorgestellt. Zusammen mit Heinzmann preist das Unternehmen den Antrieb als ergonomisch, robust und wartungsarm an. Gerade für größere Cargo-Bike-Flotten könne es wichtig sein, dass der Kettenwechsel entfällt.

Schaeffler und Heinzmann sind nicht die einzigen, die an einer solchen Antriebsart arbeiten oder solche Antriebe anbieten. Allerdings gab es bis voriges Jahr ein juristisches Problem mit Antriebssystemen, die ohne mechanisches Bindeglied auskommen. Diese entsprachen nach Meinung der EU-Kommission nicht der Definition für pedalunterstützte Fahrräder mit maximal 25 km/h und 250 W, daher hätten sie eine Typgenehmigung der Klasse L für Kleinkrafträder benötigt. Unter anderem auf Betreiben des Verbands LEVA-EU stellte die EU-Kommission vor einem Jahr klar, dass es für die Einstufung als "elektromotorisch unterstütztes Fahrrad" (EPAC) nach Verordnung 168/2013 nicht maßgeblich ist, ob es eine Kette hat.

(anw)