E-Comics in Deutschland noch unterentwickelt

Während in den USA insbesondere auf dem iPad mittlerweile hohe Stückzahlen digitaler Bildergeschichten verkauft werden, kämpft die Branche hierzulande noch mit passenden Geschäftsmodellen.

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In den USA werden digitale Comics langsam zum Big Business. So wurde erst kürzlich die populäre Comic-Plattform comiXology mit mehreren Millionen Nutzern vom E-Commerce-Giganten Amazon geschluckt. Zuvor hatte die Plattform mehr als 200 Millionen digitale Comics verkauft.

In Deutschland sieht die Lage dagegen nicht ganz so gut aus, wie zum Auftakt des bis Sonntag dauernden Comic-Salons in Erlangen deutlich wurde.

Experimente gibt es derzeit ein ganze Reihe – auf den großen Durchbruch sogenannter E-Comics aber müssen die Fans der Bildergeschichten wohl noch eine Weile warten – zumindest in Deutschland. Selbst einige große Comic-Verlage zögern noch damit, Comics für E-Book-Lesegeräte oder per App für Smartphones und Tablet-PCs im großen Stil anzubieten. Einige Verlage verweisen auf technische Probleme. Andere bezweifeln schlicht die Rentabilität von E-Comics.

Dabei eröffnet die Digitalisierung dem klassischen Comics nicht nur einen weiteren Vertriebskanal, sondern bietet auch in gestalterischer Hinsicht neue Möglichkeiten, ist Harald Scheuerl vom Hamburger Film- und Graphic Novel-Produzenten Filmtank überzeugt. Figuren und Szenen lassen sich in E-Comics animieren, Texte ein- und ausblenden und in verschiedenen Sprachen aufrufen. Für Sehbehinderte könnten Comics mit Sprachausgabe programmiert werden. "Selbst Musik können wir integrieren – ideal bei Klassik-Comics, wie der Oper "Zauberflöte"", macht der Web-Comic-Experte deutlich.

Warum derzeit mit E-Comics nicht das große Geld zu machen ist und deshalb nahezu alle Comic-Verlage weiter auf gedruckte Comics setzen, ist für David Boller von der Firma Virtual Graphics klar: "Für einen Comic-App bekommen wir zwischen 1,99 Euro und 3,99 Euro. Ein gedrucktes Comic-Buch kostet dagegen 15 Euro. Um dieselben Einnahmen wie bei Print zu erzielen, muss man bei E-Comics das Volumen vervielfachen. Das Volumen (bei E-Comics) ist aber noch nicht da", berichtet Boller.

E-Comic von comiXology.

(Bild: Hersteller)

Trotzdem bemüht sich etwa der Stuttgarter Panini-Verlag darum, auch auf dem digitalen Comic-Markt am Ball zu bleiben. Allerdings beschränke sich der Verlag bisher darauf, bereits gedruckte Comics elektronisch als pdf-Datei anzubieten, berichtete Verlagsvertreter Ronald Schäffer. Eine im März eröffnete Digital-Bibliothek umfasst inzwischen 150 E-Comic-Titel. Die Panini-Manager haben dabei jene Verbraucher im Blick, die bisher gedruckte Comics links liegen ließen. Speziell für Smartphones oder Tablet-PCs entwickelte Comics bietet Panini aber noch nicht an.

Noch Zeit lässt sich damit auch Panini-Konkurrent Carlsen. Auf App-Basis sind bei dem Verlag bisher nur Kinder-, Bilder- und Mädchenbücher erhältlich, berichtet die auch für Comics zuständige Marketingmanagerin Sonja Oberndorfer. Selbst Comics für E-Buch-Lesegeräte hat Carlsen bisher nicht im Programm. Bislang sei der Aufwand zu groß, Comics in digitale Form zu bringen. "Das 1:1-Umsetzen gedruckter Comics ist nicht befriedigend. Wir nehmen uns bewusst Zeit, um professionell einzusteigen, bis die Technik so weit ist", berichtet Oberndorfer.

Mac & i berichtete in Ausgabe 1/2014 ab Seite 80 ausführlich über die Möglichkeiten, Comics auf dem iPad zu lesen. (mit Material von dpa) / (bsc)