E-Government in Großbritannien kommt voran

Der Bracknell Forest Borough Council wies jedem Bürger jetzt ID und Passwort zur Nutzung städtischer Dienstleistungen über das Internet zu.

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Von
  • Andreas Grote

Der Plan der britischen Regierung, jedem interessierten Einwohner bis 2005 die Möglichkeit zu geben, auch auf elektronischem Weg mit seinen lokalen Behörden in Kontakt treten zu können, kommt in einigen Gegenden recht schnell voran. Der Bracknell Forest Borough Council wies in dieser Woche jedem der 110.000 Einwohner von Bracknell, Crowthorne, Sandhurst und Winkfield eine digitale Identität (ID) zu, bestehend aus einer Nummer und einem Passwort. Interessierte Bürger können ihre ID bei der Stadt erfragen, wenn sie mit den Behörden per Internet kommunizieren wollen.

Ausgestattet mit der ID können dann die Online-Dienste der Stadt über eine gesicherte Seite in Anspruch genommen werden. Per Mausklick lassen sich von zu Hause aus zum Beispiel fällige Steuern einsehen und bezahlen, der Bearbeitungs- und Genehmigungsstatus beantragter Baupläne abfragen, die neuesten Beschlüsse des Stadtrates kommentieren oder allgemeine und persönliche Informationen abrufen, die normalerweise nur am Schalter oder in den Büros im Rathaus zu erhalten sind. Darüber hinaus können die Bürger an die Beschäftigten ihrer Stadt E-Mails versenden. Für einen späteren Zeitpunkt ist geplant, dass die Einwohner per E-Mail umgefahrene Straßenschilder, kaputte Parkbänke oder mit Graffittis beschmierte Wände anzeigen können.

Die Stadtoberen denken, dass ihr Service in erster Linie Familien mit Kindern gefallen wird, die mit der Stadt lieber am Abend per Internet in Kontakt treten wollen, anstatt mit den Kindern tagsüber in Schlangen warten zu müssen. "Wir wollen einfach versuchen, die Lücke zwischen Bürokratie und den individuellen Bedürfnissen unserer Einwohner zu schließen" erklärt Gordon Mitchell vom Bracknell Forest Borough Council.

Noch in diesem Jahr will die Stadt an jeden registrierten Bürger eine SmartCard mit seiner persönlichen ID ausgeben, mit der ihm eine noch größere Spannbreite an Dienstleistungen zur Verfügung stehen soll. So lassen sich dann beispielsweise Freizeitangebote wie Tennisplätze per Internet buchen und gleich bezahlen. In Bracknell haben viele Hightech-Firmen ihren Sitz oder eine Niederlassung. Die Bürger in dieser Region sind daher mit dem Netz besonders vertraut, mehr als jeder zweite Einwohner besitzt bereits zu Hause einen Internetzugang.

Bislang versuchen die meisten Stadtherren, den Plänen der britischen Regierung in Sachen E-Government zumindest so weit nachzukommen, indem sie ihren Bürgern eine einfache Kontaktaufnahme per E-Mail offerieren. Damit das Angebot umfangreicher wird, stellt die Regierung den Städten dieses Jahr rund eine Milliarde Mark zur Finanzierung des Programms zur Verfügung. Erst kürzlich hatte das britische Justizministerium angekündigt, bei kleineren zivilrechtlichen Rechtsstreitigkeiten ein papierloses, beschleunigtes Verfahren zu ermöglichen, indem Zivilklagen über ein vorgefertigtes Formular per Internet eingereicht werden können. Das Gericht von Preston plant für Anfang Februar eine Rechtsberatung per E-Mail, um vorschnelle Klageeinreichungen zu vermeiden. (Andreas Grote) / (jk)