E-Krankschreibung wird trotz Kritik von Arbeitgebern "zunehmend zum Standard"

Die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung wird nach Angaben des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen "zunehmend zum Standard".

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(Bild: Subbotina Anna/Shutterstock.com)

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Erste Auswertung des Regelbetriebs zeigt: Die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) wird trotz Kritik an der verpflichtenden Einführung des Arbeitgeberverfahrens durch verschiedene Arbeitgeberverbände "zunehmend zum Standard". Im ersten Quartal 2023 haben Arbeitgeber rund 21,6 Millionen Krankmeldungen von ihren Arbeitnehmern abgerufen oder abrufen lassen.

Im vergangenen Jahr – während der Pilotphase für Arbeitgeber – waren es insgesamt 5,9 Millionen elektronisch abgerufene Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen. Allein im März 2023 haben Ärztinnen und Ärzte, die bereits seit Juli 2022 zum Versand der eAU verpflichtet sind, 12,9 Millionen Krankschreibungen elektronisch versandt. Das geht aus einer Pressemitteilung des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen (GKV-Spitzenverband) hervor. Bei mehr als 80 Prozent der Ärzte funktioniert der Versand der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung zwar, allerdings hakt es beim Abruf der eAU vor allem bei kleineren und mittleren Unternehmen (KMU) noch an einigen Stellen.

Bislang habe die Gesamtzahl der Krankmeldungen in Deutschland "nur grob geschätzt werden" können. Demnach habe es eine Dunkelziffer gegeben, "weil Arbeitnehmende insbesondere bei kurzen und akuten Erkrankungen teilweise keinen Nachweis ihrer Krankmeldung bei der Krankenkasse eingereicht haben". Diese Krankmeldungen hätten in den Statistiken gefehlt. Zudem habe das eAU-Verfahren auch den Vorteil, dass Krankmeldungen künftig vollständiger erfasst werden und einen realistischeren Blick auf den Krankenstand der Arbeitnehmenden ermöglicht. Bisher gehe man von rund 70 bis 80 Millionen jährlichen Bescheinigungen aus. Mit ungefähr drei Millionen wöchentlich von Arztpraxen an Krankenkassen versendeten eAUs sei der überwiegende Anteil der Krankmeldungen bereits digital.

"Die digitale Krankmeldung hat sich zügig zu einer festen Größe im Gesundheitswesen entwickelt. Das zeigt: Wenn elektronische Verfahren funktionieren, werden sie von Arbeitgebenden, ärztlichen Praxen und Versicherten angenommen und bringen die Digitalisierung in Deutschland voran", sagt Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzendes des GKV-Spitzenverbands. Für 2025 soll es zudem "die Erweiterung des Abrufverfahrens für die Arbeitgeber auf Aufenthaltszeiten in Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen" geben. Ab dem 1. Januar 2024 sollen zudem auch Arbeitsagenturen die Krankmeldungen von Arbeitslosengeld beziehenden Personen elektronisch abrufen.

Grundsätzliche Schwierigkeiten gebe es beim Abruf nicht. Die Krankenkassen seien allerdings darauf angewiesen, dass die Ärzte die elektronischen Krankschreibungen schnell zur Verfügung stellen. Die eAU ist für Arbeitgeber seit dem 1. Januar 2023 verpflichtend. Seitdem müssen Arbeitgeber die Krankschreibung ihrer Mitarbeitenden elektronisch bei den Kommunikationsservern der gesetzlichen Krankenkassen anfragen und anschließend abrufen. Dass die Unternehmen die Daten bei den Krankenkassen proaktiv abrufen müssen. Dieses hatte gerade bei KMU für zusätzlichen Aufwand und teilweise auch Mehrkosten für die Abrufe gesorgt.

Arbeitnehmer müssen sich bei Krankheit dann an ihren Arbeitgeber wenden und mitteilen, wie lange sie voraussichtlich krank sind. Der Abruf durch die Arbeitgeber funktioniert über Entgeltabrechnungssoftware oder alternativ über "zertifizierte Ausfüllhilfen im Internet oder Zeiterfassungssysteme" – anschließend können Arbeitgeber externe Dienstleister wie Steuerberater mit dem Abruf der eAU beauftragen. Erst kürzlich hatte der Tagesspiegel berichtet, dass hunderttausende Krankschreibungen laut verschiedener Krankenkassen "im Äther hängen bleiben". Aus Datenschutzgründen werde die eAU nicht direkt an die Arbeitgeber gesendet. Dass dies für Unternehmen "kein guter Status" sei, hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach erst vor wenigen Wochen eingestanden. Man kenne das Problem und arbeite daran.

(mack)