EADS spürt die Kraft von Power8

Der größte europäische Luft-, Raumfahrt- und Rüstungskonzern EADS hat im dritten Quartal einen Nettogewinn von 687 Millionen Euro erwirtschaftet. Die Umsatzkosten konnte das Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 1,2 Milliarden Euro drücken.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Hebt einfach nicht ab: Transportmaschine vom Typ 400M

(Bild: EADS)

Der größte europäische Luft-, Raumfahrt- und Rüstungskonzern EADS (European Aeronautic Defence and Space Company) hat im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2008 einen Nettogewinn von 687 Millionen Euro erwirtschaftet (PDF-Datei). Bei leicht gestiegenen Umsätzen auf 9,701 Milliarden Euro (plus 6 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal) machten sich insbesondere die Sparmaßnahmen im Rahmen des sogenannten Power8-Programms bemerkbar: Gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres, das mit einem Nettoverlust von 774 Millionen Euro beendet wurde, konnte EADS die Umsatzkosten um mehr als 1,2 Milliarden Euro (minus 14 Prozent) drücken.

Die Bruttomarge – eine Kennzahl, die den prozentualen Anteil des Umsatzes, der nach Abzug der Herstellungskosten übrig bleibt, beziffert und damit Aufschluss über die Kosteneffizienz eines Unternehmens gibt – stieg dadurch auf 20 Prozent (Vorjahresquartal: 3 Prozent). Anfang 2007 hatte EADS mit "Power8" ein umfassendes Sanierungsprogramm eingeleitet, das dem Konzern nach vier Jahren jährliche Einsparungen in Milliardenhöhe bringen soll. Zu den Maßnahmen gehört neben Werksverkäufen, verkürzten Entwicklungszeiten und Rentabilitätssteigerungen im Engineering-Bereich auch der Wegfall von rund 10.000 Stellen. Zum Stichtag 30. September beschäftigte EADS noch 118.487 Mitarbeiter, fast 2000 weniger als vor einem Jahr.

Für die ersten neun Monate des laufenden Geschäftsjahres weist EADS einen Konzernumsatz von 29,440 Milliarden Euro aus, eine Steigerung um 7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Nettogewinn beläuft sich auf 1,098 Milliarden Euro (Vorjahr: minus 700 Millionen Euro). Zwei Drittel (19,445 Milliarden Euro) des Konzernumsatzes steuerte der Geschäftsbereich Airbus bei, der mit 1,501 Milliarden Euro auch für drei Viertel des EBIT-Ergebnisses (Gewinn vor Zinsen und Steuern) des Gesamtkonzerns verantwortlich zeichnet. Zwischen Januar und September lieferte Airbus insgesamt 349 Flugzeuge aus, darunter sieben vom Typ A380.

Schwer gefragt: Trägerrakete Ariane V

Rechnerisch den größten Umsatzzuwachs weist mit plus 92 Prozent der Geschäftsbereich "Militärische Transportflugzeuge" (1,949 Milliarden Euro) aus. Allerdings wurden hier rund 400 Millionen Euro aus dem seit 2003 laufenden A400M-Programm verlagert und die Bilanzierungsmethode umgestellt. Die Transportmaschine 400M bleibt weiterhin eines der Sorgenkinder des Konzerns: Am heutigen Freitag teilte EADS mit, dass die Probleme mit dem Antrieb noch immer nicht gelöst seien. Wann die Maschine mit ihren vier riesigen Turboprop-Triebwerken erstmals in die Luft gehen wird, steht nicht fest. Einen gewaltigen Schlag ins Kontor versetzte dem Konzern zudem das US-Verteidigungsministerium, das einen von EADS eigentlich schon gewonnenen 35-Milliarden-Dollar-Auftrag zur Lieferung von Tankerflugzeugen nach Protesten der einheimischen Wirtschaft neu ausschreiben will.

Der Umsatz im Geschäftsbereich "Verteidigung und Sicherheit" stieg um 11 Prozent auf 3,490 Milliarden Euro, was Konzernabgaben zufolge unter anderem aus gestiegenen Beiträgen von Defence Electronics (DE) und vermehrten Dienstleistungen für luftgestützte Verteidigungssysteme herrührt. DE produziert Sensor- und Avioniksysteme sowie elektronische Kampfführungssysteme für Flugzeuge, Schiffe und Landfahrzeuge. Mit Hubschraubern (Geschäftsbereich Eurocopter) setzte EADS in den ersten neun Monaten 2,781 Milliarden Euro um, eine Steigerung um 7 Prozent. Insgesamt wurden 404 Hubschrauber an Kunden übergeben.

Positiv entwickelte sich auch das Geschäft der Satelliten- und Raumfahrttochter Astrium. Der Umsatz kletterte hier um 25 Prozent auf 2,749 Milliarden Euro, was vor allem am vermehrten Absatz von Telekommunikationssatelliten, einer erhöhten Produktionsrate für die Trägerrakete Ariane V sowie der Vollaufnahme von Kommunikationsdienstleistungen des Skynet-5-Systems für das britische Verteidigungsministerium lag, die von der Tochtergesellschaft Paradigm erbracht werden. Im Bereich der Erdbeobachtung erhielt Astrium den Auftrag für den vom spanischen Verteidigungsministerium finanzierten SEOSAR-Satelliten und das optische Erdbeobachtungssystem von Chile.

Für das Gesamtjahr 2008 erwartet EADS einen Umsatz von über 40 Milliarden Euro, das EBIT-Ergebnis dürfte die ursprüngliche Prognose von 1,8 Milliarden Euro deutlich übertreffen. Allerdings könnten Unsicherheiten des A400M-Programms und Wechselkurseffekte das Ergebnis noch beeinflussen. Insgesamt sollen mehr als 470 Flugzeuge in diesem Jahr ausgeliefert werden, bei Airbus rechnet der Konzern mit Bestellungen für mehr als 850 neue Flugzeuge. Bis Ende September gingen Aufträge im Wert von 88,7 Milliarden Euro bei EADS ein, eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 8 Prozent. (pmz)