ELROB 2008: Roboter auf nächtlicher Aufklärungsmission

In Köln haben sich Teilnehmer und Organisatoren der diesjährigen Leistungsschau für Militärroboter zum Kickoff-Meeting getroffen. Zu den Aufgaben der Veranstaltung im Sommer werden Aufklärung und Überwachung, Transport und Sicherheit gehören.

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Von
  • Hans-Arthur Marsiske

Die diesjährige Europäische Leistungsschau für Militärroboter (Elrob), die vom 30. Juni bis 3. Juli 2008 auf dem Bundeswehr-Übungsgelände bei Hammelburg stattfindet, wird nicht nur die Roboter vor große Herausforderungen stellen, sondern auch die Zuschauer. Das zeigte das heutige Kickoff-Meeting im Kölner Heeresamt, auf dem sich Teilnehmer und Organisatoren über Details der Veranstaltung verständigten.

Die Teilnahme von Zuschauern sei ausdrücklich erwünscht, betonte Major Stefan Kern vom Heeresamt. "Bei einer solchen Technologie, die sich noch in einem frühen Stadium der Entwicklung befindet, sind wir sehr daran interessiert, Kontakte zum Fachpublikum zu knüpfen", sagte er. Um Zutritt zum Gelände zu bekommen, sei lediglich eine Einladung erforderlich, die man per E-Mail über die Elrob-Website beantragen kann.

Aber gibt es für das Publikum überhaupt etwas zu sehen? Schon bei der ersten militärischen Elrob, die sich jährlich mit einer zivilen Variante abwechselt, agierten die Roboter oft weit entfernt, verschwanden zeitweise in Gebäuden oder im hohen Gras, sodass ihre Leistungen für gewöhnliche Zuschauer kaum einzuschätzen waren. Diesmal wird es noch härter: Die Roboter müssen Distanzen bis zu drei Kilometer Luftlinie durch hügeliges und bewaldetes Gelände zurücklegen und an einem Wettbewerbstag sogar eine nächtliche Aufklärungsmission bei völliger Dunkelheit durchführen.

Die beste Aussicht dürfte da ein großes Zelt auf dem zentralen Ausstellungsgelände bieten. Dort wollen die Veranstalter auf einer großen Leinwand "Elrob-TV" projizieren, das den Robotern im Wettbewerb hautnah folgt. Wer richtige Roboter und nicht nur ihre Fernsehbilder sehen möchte, kann die drum herum errichteten Zelte abschreiten, wo etwa 30 Firmen und Forschungsinstitute ihre Produkte und Projekte präsentieren. Ein spezieller Demonstrationsbereich mit einem Hindernisfeld soll es ermöglichen, Roboter auch zuschauerfreundlich in Aktion zu zeigen.

Aber am spannendsten ist natürlich der Wettbewerb, der sehr eng an reale Einsatzszenarien angelehnt ist. In der Kategorie "Aufklärung und Überwachung", dem gegenwärtig immer noch zentralen Einsatzgebiet von Militärrobotern, geht es darum, eine Gruppe von Fahrzeugen zu finden, die 500 Meter, einen Kilometer oder drei Kilometer entfernt sein können. Die Roboter sollen Bilder von den Fahrzeugen machen, ihre Position bestimmen und nach Möglichkeit zu ihrem Ausgangspunkt zurückkehren. Autonome Funktionen sind hilfreich, da das hügelige Gelände die Kommunikation über Funk erschwert.

Dieser Wettbewerb wird zunächst am Tag durchgeführt. Die besten Teams qualifizieren sich für die zweite, schwierigere Runde: Aufklärung bei Nacht. Einige Teilnehmer fragten, ob sie Scheinwerfer einsetzen dürften. "Klar dürfen Sie das", antwortete der technische Leiter Frank E. Schneider. "Aber überlegen Sie, ob es Sinn macht, eine militärische Aufklärungsmission mit grellem Scheinwerferlicht durchzuführen."

Zwei Wettbewerbe beschäftigen sich mit Transportaufgaben. Im Convoy-Szenario muss eine etwa 30 Kilometer lange, durch sieben Wegpunkte markierte Strecke mit mindestens zwei Fahrzeugen bewältigt werden, von denen eins bemannt sein darf. Beim "Mule"-Szenario (englisch: Maulesel) geht es darum, eine 30 Kilogramm schwere Last möglichst oft zwischen zwei Lagern hin und her zu transportieren. In beiden Szenarien muss mit beweglichen Hindernissen gerechnet werden.

Neu ist das Szenario "Camp Security". Hier sollen Roboter ein etwa 80 mal 80 Meter großes Gelände überwachen, Eindringlinge erkennen und melden. Diese Eindringlinge sind "nicht kooperativ", betonte Schneider. Das heißt, sie werden ihre Laufgeschwindigkeit nicht den Fähigkeiten der Roboter anpassen. Für dieses Szenario bietet sich die Zusammenarbeit von Flug- und Bodenrobotern an, wie sie erstmals bei der zivilen Elrob im vergangenen August im Tessin erprobt wurde. Während dort aber nur zwei Teams mit Flugrobotern angereist waren, von denen nur einer funktionierte, haben diesmal deutlich mehr Teams Interesse bekundet, auch den Luftraum zu nutzen. Beim Szenario "Bombenentschärfung" wollen sich die Teilnehmer und Organisatoren nicht in die Karten sehen lassen. Es findet daher unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Die Kriterien, nach denen die Leistungen der Roboter bewertet werden, sind noch nicht fertig ausformuliert. Ganz oben steht aber die Geschwindigkeit. "Geschwindigkeit und Feuerkraft sind die zentralen Parameter militärischer Stärke", sagte Ralf Weisen vom Heeresamt, als er seine ersten Überlegungen zur Evaluierung vortrug. Wichtig seien bei Aufklärungsrobotern auch das Gewicht, der maximale Operationsbereich, die Verlässlichkeit der Kommunikation und die Signatur. Letzteres bezeichnet Emissionen akustischer Art oder im Radiobereich, durch die die Roboter selbst entdeckt werden könnten. Ganz allgemein ist natürlich auch die Handhabbarkeit und die modulare Konstruktion von Bedeutung.

Etwa 40 Teilnehmer nahmen an dem Kickoff-Meeting teil, darunter mehrere, die bisher noch bei keiner Elrob dabei waren. Die Stimmung war recht zuversichtlich. Für Teilnehmer und Veranstalter dürfte sich die Veranstaltung im Juni/Juli sicherlich lohnen. Die Zuschauer hingegen bleiben vorerst ein kritischer Faktor. (Hans-Arthur Marsiske) / (pmz)