ESA-Sonde SMART 1 erfolgreich auf dem Mond "gelandet"

Erste europäische Mond-Sonde beendet wie geplant mit einem Aufprall ihre 100 Millionen km lange Reise.

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Von
  • Andreas Stiller

Nach 16 Monaten Flugzeit hat die erste europäische Mondmission SMART 1 heute morgen um 7:42:22 mit dem geplanten Aufprall der Sonde im "Lake of Excellence" auf der der Erde zugewandten Seite ihr Ziel erreicht. So konnte man vom heimischen Planeten aus mit großen Teleskopen den Aufprall – zumindest den Blitz – der rund 300 kg schweren Sonde mitverfolgen. Die Mission ist damit aber noch nicht zu Ende, denn SMART1 lieferte eine riesige Menge an Daten, die es noch aufzubereiten gilt -- Daten über die Morphologie und die mineralische Zusammensetzung der Oberfläche im sichtbaren, Infrarot- und Röntgenbereich.

Ursprünglich war die Mission nur auf sechs Monate ausgelegt, doch die ESA-Wissenschaftler und Ingenieure entschlossen sich, die Sonde noch etwas langsamer fliegen zu lassen. Die Mission war vor allem auch ein Erfolg des Xenon-Ionen-Antriebes, der zwar nur 1,4 Kilowatt Leistung in Schub umsetzt – das aber kontinuierlich. Nur rund 60 kg Xenon waren für den gesamten Flug nötig. Die Energie für den Antrieb stammte von der Sonne, die SMART 1 über zwei zusammen 14 m lange Solarzellenflügel "angezapfte".

Auf der insgesamt 100 Millionen Kilometer langen spiralförmigen Reise umkreiste die Sonde vielfach den Erdtrabanten, zuletzt in einer elliptischen polaren Umlaufbahn in Höhe von 500 bis 3.000 km. Die Bordinstrumente umfassten die Miniaturkamera AMIE, das Röntgenstrahlenteleskop D-CIXS zur Bestimmung der wichtigsten chemischen Elemente der Mondoberfläche, das Infrarotspektrometer SIR zur Kartierung der Mineralien des Mondes und den Röntgensolarmonitor XSM zur Ergänzung der mit dem D-CIXS durchgeführten Messungen und zur Untersuchung der Variabilität der Sonnenaktivität.

Mit SMART 1 haben die Europäer eine neue Ära der Reiselust zum Erdtrabanten eingeläutet. So will im nächsten Jahr die japanischen Weltraumagentur JAXA (ehemals NASDA und ISAS) die Sonde Selena – mit einer Flugzeit von nur sechs Tagen – in den Orbit schicken, China plant den Orbiter Change’1 und auch die indische Weltraumagentur ISRO will in Zusammenarbeit mit der ESA einen Mondbeobachter Candrayann-I in einen nur 100 km hohen Orbit über die Mondoberfläche bringen.

Siehe dazu auch: (as)