ESCOM: Keine Rettung in Sicht

Nachdem sich abgezeichnet hatte, daß im Jahresabschlußbericht 1995 ein Fehlbetrag von rund 180 Millionen Mark ausgewiesen werden muß und letzte Rettungsmaßnahmen (Konzentration auf das Kerngeschäft, Aufgabe von Randaktivit&aum

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Von
  • Frank Möcke

Nachdem sich abgezeichnet hatte, daß im Jahresabschlußbericht 1995 ein Fehlbetrag von rund 180 Millionen Mark ausgewiesen werden muß und letzte Rettungsmaßnahmen (Konzentration auf das Kerngeschäft, Aufgabe von Randaktivitäten, Filialbereinigung, Personalabbau) mangels Liquidität zu spät ins Auge gefaßt worden waren, sah sich der Vorstand des Computerhandelshauses ESCOM am 3. Juli genötigt, den schweren Gang zum Amtsgericht in Bensheim anzutreten.

Bereits im Vorfeld war die Escom-Aktie, Anfang des Jahres noch mit über 20 DM notiert, im freien Fall auf unter 5 DM gestürzt. Sie wurde schließlich ausgesetzt. Der Verdacht, daß Insider über den anstehenden Vergleichsantrag bereits informiert waren, liegt nahe, das Wertpapieraufsichtsamt vermutet Verstöße gegen die Insider-Regeln und ermittelt.

Drastischer Preisverfall auf dem PC-Markt und unerwartet schleppendes Europageschäft haben Escom schwer zu schaffen gemacht. Auf einer großen Partie Pentium-75-Rechner waren die Heppenheimer sitzen geblieben. Der Wertverfall der Rechner infolge weiter ungebremst sinkender Komponentenpreise vergrößerte den Gesamtverlust.

Darüber hinaus erwiesen sich Escoms Expansionspläne als überzogen. Allein das Ausgreifen auf den britischen Markt mit 235 Filialen brachte nichts als Verluste ein. Den letzten Akt des Dramas bildete am 21. Juni der Verkauf der "Amiga Technologies GmbH" an die US-Firma VIScorp gegen rund 40 Millionen US-Dollar in bar und Aktien.

Escom versucht verzweifelt, Geldgeber zu finden und den drohenden Bankrott abzuwenden. Zur Stunde haben die nächsten Anverwandten bereits abgewunken. Man habe alles, was in ihrer Macht stehe, bereits getan, so die Commerzbank als Hausbank, man sehe keine Lösung. Auch die Hauptaktionäre Quelle (25%), Siemens-Nixdorf (12,5%), die Bayerische Vereinsbank (16%) sowie die Gold-Zack AG (7%) halten sich aller Reanimierungsversuche fern.

Und Rivale Vobis? Der Brocken Escom sei unverdaulich, zitiert das Wall Street Journal den Vobis-Chef Lieven, "was hat Escom, was wir nicht schon haben? Und schließlich hatten wir die gleichen Probleme wie Escom".

Vielleicht kann Lieven jedoch demnächst einige Filialgeschäfte günstig erweben ... (fm)