ETech: Barcodes als Brücke zum Web

Microsofts Forscher arbeiten an mobilen Informationssystemen für Konsumenten und Kunstliebhaber.

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Von
  • Janko Röttgers

Microsoft-Soziologe Marc Smith nutzte seinen Keynote-Beitrag auf der O'Reilly Emerging Technologies Conference (ETech), um dem Publikum eine der neuesten Entwicklungen der Forschungsabteilung seiner Firma vorzustellen: Das AURA-System ermöglicht es Konsumenten, Informationen zu beliebigen Produkten noch vor dem Kauf abzufragen. AURA setzt dazu auf eine Verbindung von Pocket-PC-Technik, Barcode-Scanner und Internet-Verbindung über WLAN oder GPRS. Wer beispielsweise den Barcode eines Buchs einscannt, kann damit schnell feststellen, ob das Werk bei einem Online-Versandhändler wie Amazon zu einem günstigeren Preis angeboten wird. Doch das System kann weit mehr als nur simple Preisabfragen. So lassen sich sehr einfach Google-Suchanfragen starten, um mehr über ein Produkt oder seinen Hersteller herauszufinden.

Von bisherigen Barcode-Anwendungen für Endverbraucher unterscheidet sich AURA vor allen Dingen durch seine offene Architektur. Anstatt Konsumenten mit vorgefertigten Informationen abzuspeisen, erlaubt es den freien Übergang zum Web. Die dort gefundenen Informationen können das jeweilige Produkt durchaus auch kritisch beleuchten. "Produkt-Labels sind zum Nebel der Konsumwelt geworden", meint Smith. "Viele Menschen wünschen sich eine transparentere Preisauszeichnung von Produkten." AURA würde es mit einfachen Suchanfragen erlauben, mehr über die gesamtgesellschaftlichen Kosten eines Produkts zu erfahren. So wäre es beispielweise durchaus möglich, AURA mit einer gewerkschaftlich betreuten Datenbank zu verknüpfen. Damit ließe sich sehr einfach herausfinden, unter welchen Arbeitsbedingungen ein Produkt hergestellt wurde. Dies würde Nutzern beispielsweise ermöglichen, Kleidung aus Sweatshops zu vermeiden.

Auch Anwendungen jenseits der Produktwelt sind möglich: Microsoft selbst hat das AURA-System intern bereits im Rahmen einer Kunstausstellung in Redmond genutzt, um den Besuchern der Galerie Hintergrundinformationen zu den jeweiligen Bildern zu vermitteln. In den nächsten Wochen soll es auf der Microsoft-Research-Website zum kostenfreien Download angeboten werden. Nutzer werden dann die Möglichkeit haben, selbst Texte zu den eigenen Barcodes zu verfassen und auf dem AURA-Server abzuspeichern. In Zukunft will man das System zudem um die Möglichkeit erweitern, Barcodes mit Mobiltelefon-Kameras zu erfassen. Auch das Erkennen von RFID-Chips an Stelle von Barcodes sei durchaus möglich. Bisher seien diese dazu aber einfach noch nicht weit genug verbreitet. Smith dazu scherzhaft: "Ich reagiere nicht allergisch auf RFID -- zumindest bin ich bisher noch nicht positiv getestet."

Zur O'Reilly Emerging Technologies Conference siehe auch:

(Janko Röttgers) / (jk)