EU-Cloud-Wettbewerber zeigen Microsoft die gelbe und Broadcom die rote Karte

Der CISPE-Verband europäischer Cloud-Anbieter hat sein 1. Wettbewerbsbarometer veröffentlicht. Broadcom gehe "brutal und inakzeptabel" vor, lautet die Kritik.

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Im Hintergrund blau beleuchtete Serverracks, im Vordergrund schweben leuchtende Code-Zeilen

(Bild: whiteMocca/Shutterstock.com)

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Broadcom ist in puncto Auftreten im Markt und Lizenzierungspraxis ein hoffnungsloser Fall, bei Microsoft ist auf diesem Feld dagegen noch nicht alles verloren, meint das European Cloud Competition Observatory (ECCO). Diese Beobachtungsstelle hat der Branchenverband Cloud Infrastructure Service Providers in Europe (CISPE) eingerichtet, nachdem er im Juli ĂĽberraschend seine Wettbewerbsbeschwerde gegen Microsoft bei der EU-Kommission zurĂĽckgenommen hatte. Damals ist Microsoft dem Verband als Mitglied ohne Stimmrecht beigetreten.

Microsoft hat dabei Korrekturen seiner Vertragsklauseln für Cloud-Dienste zugesagt. Zudem hat der Datenkonzern eine erweiterte Version von Azure Stack HCI in Aussicht gestellt, damit europäische Cloud-Anbieter auf ihren Infrastrukturen Microsoft-Anwendungen und -Dienste anbieten können. Nebenbei sollen rund 20 Millionen Euro von Microsoft an CISPE geflossen sein. Das Observatorium ECCO soll die Umsetzung der Absichtserklärungen Microsofts überwachen. Zur Aufgabe der Kontrolleure gehört zudem, unfaire Softwarelizenzierung aufzuzeigen, die die Cloud-Wahl für europäische Kunden in größerem Umfang bedroht.

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Für Microsoft steht die Ampel im ersten ECCO-Umsetzungsbericht auf Gelb. Dies bedeutet, dass der Azure-Betreiber sich noch "jenseits der Spur" befindet: "Es gibt Befürchtungen, dass entweder die Fortschritte ins Stocken geraten sind oder dass sich die Hindernisse auf dem Weg zur Lösung als schwer zu überwinden erweisen."

Konkret hat Microsoft demnach in einigen Bereichen die Erwartungen von CISPE-Mitgliedern, zu denen neben Oxya, Leaseweb, UpCloud und Serverplan etwa auch der US-Marktführer AWS zählt, rund um die Vereinbarung vom Juli noch nicht vollständig erfüllt. Trotz verbesserter Zusammenarbeit gäbe es bisher keine ausreichenden Fortschritte bei dem vorgeschlagenen Hosting-Produkt. Auch die jüngsten Änderungen Microsofts bei zeitlich befristeten Abo-Lizenzen (Services Provider Licensing Agreement) seien bedenklich. Der US-Konzern beteuert, sich weiter "für eine erfolgreiche Beziehung zur europäischen Cloud-Community" einzusetzen.

Die rote Karte zückt ECCO in seinem Bericht über den US-Technikkonzern Broadcom. Die Beobachter beklagen vor allem die Preiserhöhungen nach der Übernahme der marktbeherrschenden Virtualisierungssoftware VMware. Schon seit März mache sich CISPE dafür stark, dass Broadcom seine "brutalen und inakzeptablen Änderungen an Lizenzvereinbarungen" für das von vielen Mitgliedern genutzte, quasi alternativlose Produkt VMware überdenke. Doch seitdem habe sich nichts geändert, sodass höchstens noch der Gang vor Gericht oder die Kooperation mit Kartellwächtern offen bleibe.

Update

Eine Broadcom-Sprecherin kommentierte die Kritik inzwischen so: "Wir bieten eine vereinfachte Lizenzierung im Rahmen eines Modells, das alle fĂĽhrenden Unternehmen fĂĽr Unternehmenssoftware anbieten, und sind unserer Verpflichtung nachgekommen, die Nutzung von VMware zu vereinfachen. Unsere Kundenbindungsrate ist konstant geblieben. Das spricht fĂĽr den Wert, den wir bieten."

(ds)