EU-Energiekommissarin: LNG-Verträge mit Russland jetzt kündigen

In weniger als einem Jahr wollte Europa seine Abhängigkeit von russischem Gas reduzieren. Jetzt hat die EU-Energiekommissarin Bilanz gezogen.

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Der LNG-Tanker "Arctic Aurora" liegt in der Bucht von Nachodka (Russland) vor Anker.

Der LNG-Tanker "Arctic Aurora" liegt in der Bucht von Nachodka (Russland) vor Anker.

(Bild: VladSV/Shutterstock.com)

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EU-Energiekommissarin Kadri Simson appelliert an die Mitgliedstaaten der Europäischen Union, kein Flüssigerdgas aus Russland mehr zu beziehen. Im Jahr 2022 hätten EU-Länder 20 Milliarden Kubikmeter LNG aus Russland bezogen. Entsprechende Verträge sollten nicht verlängert werden, da es auch ohne russisches Gas gehe, sagte die aus Estland stammende Kommissarin jetzt im EU-Ausschuss für Industrie, Forschung und Energie.

Insgesamt nannte sie zusammen mit dem Verzicht auf russisches Gas drei Aufgaben, die im Energieressort in diesem Jahr zu erledigen seien. So rate sie den Mitgliedsstaaten weiterhin dazu, dafür zu sorgen, dass die Gasnachfrage um 15 Prozent gesenkt wird. Diese Regelung aus dem Vorjahr, als der russische Überfall auf die Ukraine begann, solle um ein Jahr verlängert werden, damit die Gasspeicher rechtzeitig vor dem nächsten Winter ausreichend gefüllt werden können. Auch wenn die vergangenen Wintermonate problemlos verliefen und die Speicher in Europa noch zu 57 Prozent gefüllt sind – eine Verdoppelung des Vorjahreswertes – gebe es immer noch Unsicherheiten für den nächsten Winter.

Zwischen August 2022 und Januar 2023 sei die Gasnachfrage in Europa um mehr als 19 Prozent zurückgegangen. Dadurch konnten 42 Milliarden Kubikmeter Gas eingespart werden. Dies sei eine Gemeinschaftsleistung. Eine entscheidende Rolle dürften laut Kommissarin aber auch die erhöhten Preise gespielt haben.

Als dritten Punkt nannte die Energiekommissarin, dass die erneuerbaren Energien massiv ausgebaut werden müssten, um nicht von einer Abhängigkeit von Gas in die nächste zu geraten. Dazu müssten auch Engpässe in den Stromnetzen behoben werden und es sollte mehr große Off-Shore-Windkraftprojekte geben. Eine wichtige Rolle spielten auch Wärmepumpen und Biomethan.

Insgesamt zog die Kommissarin nach einem Jahr RepowerEU eine positive Bilanz. Am 8. März 2022 war der Entwurf für den Plan vorgestellt worden, der vorsieht, dass Europa deutlich vor dem Jahr 2030 unabhängig von fossilen Brennstoffen aus Russland wird. Ein weiteres Ziel ist die Beschleunigung des ökologischen Wandels. Es sei 2022 gelungen, die seit Jahrzehnten bestehende "massive Abhängigkeit" von Russland zu beenden. "Der Wandel im europäischen Energiesystem ist spektakulär." Norwegen habe Russland als wichtigster Gaslieferant abgelöst. Die russischen Gaslieferungen seien um zwei Drittel reduziert worden und machten nur noch 8 Prozent der Pipelinegasimporte aus.

Neben einer Zunahme der Gasimporte aus Norwegen spielten beim Ersatz für russisches Gas auch die LNG-Terminals eine große Rolle. In weniger als einem Jahr seien europaweit drei neue Terminals eröffnet worden, darunter Ende Dezember das erste deutsche in Wilhelmshaven. Weitere Terminals sind in Planung. Die drei Terminals hätten eine Gesamtkapazität von 50 Milliarden Kubikmetern. Im Jahr 2022 habe Europa insgesamt 135 Milliarden Kubikmeter LNG importiert, allen voran aus den USA mit 56,4 Milliarden Kubikmetern. Das sei eine Steigerung um 34 Milliarden Kubikmeter gegenüber den Vorjahren.

Bei den erneuerbaren Energien sei 2022 ein Rekordjahr für Solarenergie in der EU gewesen. Es wurden insgesamt 41 Gigawatt Leistung neu installiert. Auch die Windenergiekapazität stieg um 15 Gigawatt. 39 Prozent des Stroms stammten 2022 aus erneuerbaren Energiequellen. Die CO₂-Emissionen in Europa gingen um 2,5 Prozent zurück.

(mki)