EU-Kommission: Plattformen bekämpfen Covid-19-Desinformation besser

Soziale Netzwerke haben laut der Kommission "hunderttausende Konten, Angebote und Werbung" rund um das Coronavirus und Impfungen gesperrt.

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(Bild: sdecoret/Shutterstock.com)

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Facebook, Google, Microsoft, Twitter und TikTok haben Fortschritte im Kampf gegen Desinformation rund um SARS-Cov-2 und die davon ausgelöste Krankheit Covid-19 gemacht. Dies attestiert die EU-Kommission den Betreibern großer sozialer Netzwerk anhand deren Berichten zu einschlägigen Maßnahmen. Die Plattformen haben demnach "hunderttausende Konten, Angebote und Werbung" mit Fehlinformationen rund um das Coronavirus und Impfungen gesperrt.

Zugleich erhöhten die Betreiber laut der Brüsseler Regierungsinstitution "die Sichtbarkeit von seriösen Inhalten" und Gesundheitsinformationen für Millionen von Nutzern. Zugleich hätten diese Richtlinien in ihre Nutzungsbedingungen aufgenommen, um Desinformation über Impfstoffe zu entfernen. Zudem sei die Zusammenarbeit mit Faktenprüfern intensiviert worden, um verifizierte Inhalte vor allem über Impfungen bekannter zu machen.

Die Social-Media-Anbieter verpflichteten sich gegenüber der Kommission Anfang Juni auf das Berichtsprogramm, um in der Infodemie verlorengegangenes Vertrauen wiederaufzubauen und gegenüber der Öffentlichkeit Rechenschaft über ihre einschlägigen Bemühungen abzulegen. Die am Donnerstag veröffentlichten Berichte konzentrieren sich auf die Aktivitäten, die die Betreiber im Dezember und Januar ergriffen.

Twitter erklärte, seine Covid-19-Richtlinie für "irreführende Informationen" auf Impfstoffe erweitert zu haben. Darüber hinaus sei man dazu übergegangen, von 2021 an Tweets mit unbegründeten Gerüchten, strittigen Behauptungen sowie unvollständigen oder aus dem Zusammenhang gerissenen einschlägigen Angaben zu kennzeichnen oder eine Warnung anzubringen. Allein 1081 gesponserte Beiträge hätten gegen die entsprechende Werberichtlinie verstoßen.

TikTok hat nach eigenen Angaben seit 21. Dezember einen neuen Impfstoff-Hinweis für alle Videos mit Wörtern oder Hashtags rund um Covid-19-Vakzine eingeführt. In Deutschland seien daraufhin einschlägige Bewegtbilder 6,3 Prozent weniger geklickt worden. In Italien habe das Minus 5,3 Prozent, in Frankreich 1,5 Prozent betragen

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Google meldete, eine Funktion in der Suche ausgebaut zu haben, die eine Liste der zugelassenen Impfstoffe an den Standorten der Nutzer als Antwort auf Anfragen dazu anzeigt und derzeit in 17 EU-Ländern verfügbar ist. 1800 Konten habe man gelöscht, 5500 URLs mit gesundheitsschädlichen Behauptungen rund um Covid-19 entfernt. Auf YouTube seien nach einer Aktualisierung der Richtlinien im Oktober mehr als 700.000 irreführende oder gefährliche Videos gelöscht worden.

Auf dem konzerneigenen Netzwerk LinkedIn seien mittlerweile offizielle Informationen über Impfstoffe und Impfungen auf einer eigenen Seite mit Inhalten zu Covid-19 verfügbar, teilte Microsoft mit. Diese werde auch über ein "tägliches Kompendium relevanter Nachrichten", dem "European Daily Rundown", an rund 9,7 Millionen Mitglieder verbreitet. Im Dezember seien 323.000 Vorlagen für Anzeigen wegen einschlägiger Desinformation blockiert worden.

Facebook hat laut seinem Bericht damit begonnen, falsche Behauptungen über Impfstoffe zu entfernen, die Experten des öffentlichen Gesundheitswesens als solche auch auf Instagram eingeschätzt haben. Zusätzlich seien inzwischen offizielle Informationen zu diesem Thema auf Covid-19-Aufklärungspanels abrufbar. Das virtuelle Corona-Informationszentrum des Netzwerks sei im Dezember von 15 Millionen Mitgliedern in der EU besucht worden. Eine Entscheidung des Facebook-Beschwerderats macht es dem Betreiber künftig aber schwerer, etwa gegen Beiträge zu angeblich Covid-19 heilenden Medikamentenkombinationen mit Chlor vorzugehen.

"Die Pandemie ist zu einem Nährboden für falsche Behauptungen und Verschwörungstheorien geworden, und Plattformen sind wichtige Verstärker für diese Art von Nachrichten", erklärte Věra Jourová, Vizepräsidentin der Kommission für Werte und Transparenz. Die vereinbarte Zusammenarbeit sei daher auch nach dem Ende des ersten sechsmonatigen Berichtszeitraums nötig. Das Programm werde daher für ein halbes Jahr verlängert. Die Plattformen sollten dabei noch mehr einschlägige Daten liefern und die Auswirkungen ihrer Aktionen auf EU-Ebene detaillierter beschreiben.

(tiw)