EU-Kommission: Tracing-Apps und Big Data sollen Exit-Strategie stützen

Apps zum Nachverfolgen von Infizierten und Daten sollen eine wichtige Rolle spielen, um aus dem Corona-Lockdown zu kommen.

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EU-Kommission: Tracing-Apps und Big Data sollen Exit-Strategie stützen

Corona-Lockdown in den EU-Mitgliedsstaaten.

(Bild: EU-Kommission)

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Die EU-Kommission hat am Mittwoch Ansätze für einen koordinierten Weg aus dem Lockdown nach dem Ausbruch des neuartigen Coronavirus aufgezeigt. Schul- und Geschäftsschließungen, Grenzkontrollen oder Kontaktverbote sollen Schritt für Schritt aufgehoben werden, wobei begleitende Instrumente wie Datenanalysen und Apps zum Nachverfolgen von Infizierten eine wichtige Rolle spielen müssten.

Die " European Roadmap towards lifting COVID-19 containment " empfiehlt, Informationen der Gesundheitsbehörden über die Verbreitung von Sars-Cov-2 und die Charakteristiken kranker sowie wieder gesundeter Personen und die potenzieller direkter Kontakte zu sammeln. Da viele Betroffene keine oder nur geringe Symptome zeigten, seien "mathematische Modelle" wichtig, um das Infektionsgeschehen und die Folgen verschiedener Eindämmungsmechanismen abzuschätzen.

Betreiber von sozialen Medien und Mobilfunkbetreiber könnten hier eine große Menge an Daten zur Mobilität, sozialen Interaktionen, freiwilligen Meldungen milder Krankheitsfälle und indirekte Anzeichen über die Verbreitung etwa anhand von Internetsuchen oder Beiträgen über "ungewöhnliche Symptome" liefern. Damit könne die Qualität der Modelle und die Vorhersagen zu der Pandemie verbessert werden – vor dem Hintergrund europäischer Datenschutzvorgaben anonymisiert sowie in aggregierter Form zusammengetragen und genutzt.

Die Kommission empfiehlt zudem einen übergeordneten Rahmen für Apps fürs Contact Tracing und um Bürger zu warnen, die nach einer Begegnung mit einer auf Covid-19 positiv getesteten Person besonders gefährdet sind. Solche Mobillösungen würden besonders relevant, wenn die EU-Länder Beschränkungen aufhöben und damit das Infektionsrisiko aufgrund sozialer Kontakte wieder wachse. Das sei ein "wichtiges Element" für Exit-Strategien. Der Einsatz solcher Apps sollte trotzdem freiwillig, ein individuelles Tracking ausgeschlossen sein. Die Nutzer müssten die Kontrolle über ihre Daten behalten.

Nationale Gesundheitsbehörden wie das Robert-Koch-Institut sollen in das Design dieser Apps involviert sein. Diese müssten nach der Corona-Krise deaktiviert, verbliebene Daten gelöscht werden. Die Kommission hatte vorige Woche eine erste Empfehlung herausgegeben, um einen Wildwuchs bei Tracing-Apps zu verhindern. Diesmal erwähnt sie auch das Projekt PEPP-PT (Pan European Privacy Protecting Proximity Tracing) zumindest kurz in einer Fußnote.

Zudem rät die Kommission, Kapazitäten für Covid-19-Tests auszuweiten und die Verfahren dazu zu harmonisieren. Prinzipiell sollen allgemeine Sperren und Verbote sowie Notstandsregeln nach und nach durch gezielte Mechanismen ersetzt werden, um wirtschaftliche Tätigkeiten schrittweise wiederaufzunehmen. Die gesamte Bevölkerung sollte nicht gleichzeitig in die Büros zurückkehren. Menschenansammlungen dürften nur nach und nach wieder erlaubt werden, wobei Schulen und Unis Priorität hätten weit vor "Massenveranstaltungen". (anw)