EU-Kommission durchsucht deutsche Intel-Niederlassung
Im Rahmen des EU-Wettbewerbsverfahrens durchsuchen Brüsseler Beamte am heutigen Dienstag die Büros der Münchner Intel-Niederlassung sowie einiger Computerhändler, darunter Mediamarkt/Saturn.
Die Münchner Niederlassung des Chipgiganten Intel und einige Computerhändler bekamen am heutigen Dienstag Besuch von der EU-Kommission. Brüsseler Beamte und Vertreter des Bundeskartellamts befragten Mitarbeiter und durchsuchten Büros im Zusammenhang mit den EU-Ermittlungen gegen Intel wegen möglicher Wettbewerbsverstöße. Unter Federführung von EU-Kommissarin Neelie Kroes ermittelt Brüssel gegen Intel wegen mutmaßlicher Preisabsprachen und des Missbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung. Intel wird vorgeworfen, seine Marktmacht zu missbrauchen und durch Absprachen mit Herstellern und großen Computer-Händlern dafür zu sorgen, dass in weiten Teilen des Marktes lediglich Intel-Prozessoren verwendet werden. So solle Konkurrent AMD aus dem Geschäft gedrängt werden.
Eine Sprecherin vom Kommissarin Kroes bestätigte die Durchsuchungen, ohne Angaben zu den Identitäten der betroffenen Unternehmen zu machen. Gegenüber dpa erklärte eine deutsche Intel-Sprecherin: "Es waren Beamte von der EU bei uns in München." Zuvor hatte ein Sprecher des US-Hauptquartiers die EU-Aktion gegenüber US-Medien bestätigt. Zum Hintergrund der Durchsuchungen machte der Chiphersteller keine weiteren Angaben. Medienberichten zufolge wurden die Kartellwächter auch beim Elektronikhändler Mediamarkt/Saturn vorstellig. Ein Sprecher der Metro-Tochter bestätigte die Durchsuchungen gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. AMD hatte Intel unter anderem vorgeworfen, durch Absprachen mit Mediamarkt/Saturn AMD-Produkte aus den Läden der Kette zu verbannen.
Im Juli vergangenen Jahres hatte die EU-Kommission offiziell ein Verfahren gegen Intel eingeleitet. Intel hat im Januar zu den Vorwürfen Stellung bezogen und kürzlich eine nicht-öffentliche Anhörung durch die EU-Kommission beantragt, die im März stattfinden soll. Zu den heute durchgeführten Durchsuchungen stellt die EU-Kommission ausdrücklich fest, das solcherart Überraschungsbesuche ein vorläufiger Teil der Untersuchung seien und keinen Hinweis auf den Ausgang des Verfahrens oder die Schuld des betroffenen Unternehmens bedeuten. Intel könne sich gegen die Vorwürfe weiter verteidigen. Die Dauer der Untersuchung sei nicht abzusehen. (vbr)