EU-Kommission genehmigt Übernahme von Harman durch Private-Equity-Fonds

Dem Kauf des Mutterkonzerns des Audio- und Navigationsspezialisten Harman/Becker durch Private-Equity-Firmen für rund 8 Milliarden Dollar steht von europäischer Seite nichts mehr im Weg.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Der US-amerikanischen Beteiligungsgesellschaft Kohlberg Kravis Roberts & Co (KKR) begegnet man hierzulande inzwischen oft: an der Mülltonne (Duales System Deutschland), beim Reifenwechsel (Auto-Teile-Unger), im Kinderzimmer (Toys"R"Us) oder beim Fernsehschauen (ProSiebenSat.1). Künftig wird KKR auch mit Mercedes, BMW, Audi, Porsche oder Volkswagen in Verbindung gebracht: Die EU-Kommission genehmigte am heutigen Mittwoch die Übernahme von Harman International Industries durch KKR sowie die zu Goldman Sachs gehörende GS Capital Partners. Zu dem US-Konzern Harman gehört unter anderem der HiFi- und Infotainment-Spezialist Harman/Becker Automotive Systems, der Audio- und Navigationssysteme an alle großen deutschen Automobilhersteller liefert. Harman soll für knapp acht Milliarden US-Dollar an die Private-Equity-Partner veräußert werden.

Die EU-Kommission interessierte sich für das Geschäft, weil KKR über das Unternehmen Avago Technologies im Frühjahr 2007 bereits die Sparte "Polymer Optical Fiber" der Münchner Infineon Technologies AG übernommen hatte. Avago gehört damit zu den Lieferanten von Kfz-Kunststoff-Transceivern (Fiber Optic Transceiver, FOT), die für die Verwendung in Infotainment-Systemen auf der Grundlage des MOST-Protokolls (Media Oriented System Transport) zertifiziert sind. Die Wettbewerbshüter gingen der Frage nach, ob es für KKR angesichts der Beteiligung an Avago nach der geplanten Harman-Übernahme möglich und von Interesse wäre, die Lieferung solcher FOT-Transceiver an die Wettbewerber von Harman zurückzufahren. Die Kommission prüfte zudem, wie es sich auswirken würde, wenn Harman in Zukunft die Gesamtheit seines FOT-Bedarfs ausschließlich bei Avago decken würde.

Einer Pressemitteilung der EU-Kommission zufolge ergab die Untersuchung, dass derzeit mehrere Unternehmen auf dem FOT-Markt tätig seien oder in diesen Markt eintreten würden. Die Kunden könnten folglich auf mehrere Anbieter zurückgreifen, die alle MOST-kompatible FOT-Transceiver anbieten. Da die Nachfrage nach solchen Transceivern in den letzten Jahren zugenommen habe und voraussichtlich weiter steigen werde, dürfte selbst die Aussicht, Harman möglicherweise als Kunden zu verlieren, nichts an der Marktstrategie dieser Unternehmen ändern, so die EU-Kommission. Da an Avago auch die Private-Equity-Firma Silver Lake Partners beteiligt sei, habe KKR nicht die Möglichkeit, das Verhalten von Avago und Harman zu seinem eigenen Vorteil zu koordinieren. Die Übernahme führe also nicht zu einer erheblichen Beeinträchtigung des wirksamen Wettbewerbs im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) oder in einem wesentlichen Teil desselben. (pmz)