EU-Kommission macht Dampf bei digitaler Bibliothek

Die Brüsseler EU-Kommissare wollen den Aufbau einer elektronischen Mediathek beschleunigen und drängen die Mitgliedsstaaten, Digitalisierungsanlagen einzurichten sowie rechtliche und technische Fragen rasch zu klären.

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Die EU-Kommission will den Aufbau einer elektronischen Mediathek beschleunigen und drängt die EU-Mitgliedsstaaten daher, "große Digitalisierungsanlagen" einzurichten sowie rechtliche und technische Fragen rasch zu klären. Die Brüsseler Behörde kündigte im März an, im Rahmen des Projekts Europäische Digitale Bibliothek schon im kommenden Jahr zwei Millionen Bücher, Filme, Fotos, Manuskripte und andere Kulturgüter online verfügbar zu machen. Für das Vorzeigeprojekt der "Content Online"-Strategie und der Initiative i2010 setzte die Kommission dabei bislang vor allem auf die Mithilfe der Wirtschaft und auf "kommerzielle Geschäftsmodelle". Die Resonanz auf die Pläne war zunächst aber wohl eher zurückhaltend, sodass Brüssel jetzt das Ganze forciert und dafür auch Geld in die Hand nehmen will.

Die europäischen Bibliotheken, Museen und Archive stehen laut EU-Kommission noch am Anfang einer Reihe von Projekten, die in diesem Jahr anlaufen und weitere Komponenten der elektronischen Bibliothek liefern sollen. Die Behörde hat nun einen finanziellen Beitrag für das Vorhaben im EU-Forschungs- und Entwicklungsrahmen und im Programm eContentplus vorgesehen. "Es ist unser Ziel, eine echte Europäische Digitale Bibliothek aufzubauen, ein mehrsprachiges Zugangsportal zu den digitalisierten kulturellen Ressourcen Europas", betonte die EU-Kommissarin für Informationsgesellschaft und Medien, Viviane Reding bei der Abgabe einer Empfehlung an die Mitgliedsstaaten zur Entfaltung stärkerer Aktivitäten rund um das Projekt. Die Kommissarin drängt die Mitgliedsstaaten vor allem, urheberrechtliche Fragen und die systematische Langzeiterhaltung digitaler Inhalte anzugehen. Im Jahr 2010 sollen mindestens sechs Millionen Exemplare online zur Verfügung stehen. Bis dahin werden nach Ansicht der Behörde voraussichtlich auch alle Bibliotheken, Archive und Museen selbst in der Lage sein, digitale Inhalte in die europäische Digitale Bücherei einzuspeisen.

Hierzulande will der Börsenverein des deutschen Buchhandels einen Prototyp seines Digitalisierungsprojekts "Volltextsuche Online" auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober vorstellen, das den Verwerterrechten der Verleger Rechnung tragen soll. Gleichzeitig gehen Vereinsmitglieder weiterhin juristisch gegen das alternative Projekt Google Print vor, bei denen sie ihre Rechte nicht ausreichend gewahrt sehen. Das Urheberrecht könnte sich so zu einem der größten Stolpersteine für die europäische E-Bibliothek entwickeln. (Stefan Krempl) / (thl)