EU-Kommission sieht Afrika als künftigen Wasserstofflieferanten Europas

Afrika habe die weltbesten Bedingungen für Erneuerbare Energien, meint EU-Kommissions-Vizepräsident Frans Timmermanns. Davon könnte auch Europa profitieren.

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Windpark El Koudia El Baïda.

(Bild: Deutsche Industrie- und Handelskammer in Marokko)

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Auf dem Weg hinaus aus der Energiegewinnung aus fossilen Brennstoffen könnte Afrika Europa helfen. Davon geht Frans Timmermans aus. "Wir sind Schwesterkontinente, unsere Zukunft ist miteinander verknüpft", sagte der Vizepräsident der EU-Kommission laut dem Informationsportal Euroactiv auf dem Wirtschaftsforum der EU mit der Afrikanischen Union, das zurzeit in Brüssel stattfindet.

Afrika habe eines der weltbesten Potenziale für erneuerbare Energien, kombiniert mit vergleichsweise niedrigem Energieverbrauch, sagte Timmermans. Da Erneuerbare Energien dezentral seien, könnten Haushalte in Afrika einfacher und mit weniger Aufwand an das Stromnetz angeschlossen werden. Wichtiger sei aber, dass mit billigem Strom aus erneuerbaren Energiequellen grüner Wasserstoff zu wettbewerbsfähigen Preisen hergestellt werden könne.

Timmermans hatte im vergangenen Januar auf dem Klima- und Energiedialog EU-Afrika darauf hingewiesen, dass sich die Wettbewerbsfähigkeit der Solar- und Windtechnik wesentlich verbessert habe. Innerhalb von zehn Jahren seien die Kosten für Solarenergie um 85 Prozent, Onshore-Wind um 56 Prozent und Offshore-Wind um 48 Prozent gesunken. Vor dem Hintergrund fügte er an, es sei paradox, dass ein Kontinent mit den besten Sonnen- und Windbedingungen der Welt immer noch unter Energiearmut leide. Fast 600 Millionen Menschen in Afrika lebten ohne Zugang zu Strom.

Anders als im Januar, brachte Timmermans nun auch dabei Wasserstoff ins Gespräch. Die Hälfte der Nachfrage in Europa solle künftig von grünem, anstatt von Erdgas-Wasserstoff gedeckt werden. Auch im Verkehrsbereich werde Wasserstoff für den Langstrecken-Transport von Waren wichtig sein.

Die Wasserstoff-Produktion würde es Afrika zudem ermöglichen, seine Wirtschaft zu diversifizieren. Afrika könne von seiner Rolle als Exporteur von Rohstoffen abkommen, indem der grüne Wasserstoff dort verarbeitet wird, glaubt Timmermans. Die dortige Wirtschaft könne so "Sektoren mit höherer Wertschöpfung wie die Produktion von grünem Stahl oder grünem Dünger" erschließen.

Zur Wasserstoffstrategie der vorigen Bundesregierung gehören auch Projekte in Afrika. In Marokko beispielsweise sollte "grüner Wasserstoff" produziert werden. Das Projekt liegt aber momentan auf Eis.

(anw)