EU erlaubt Microsoft, Spracherkennungs-Firma Nuance zu kaufen

Die EU-Kommission ist mit der Fusion Microsofts mit Nuance einverstanden, die USA auch. Großbritannien hingegen beginnt die Untersuchung erst im neuen Jahr.

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Mann sitzt an einem Volant und spricht in ein Mikrofon

Nuances Spracherkennung Dragon ist unter US-Medizinern weit verbreitet. Nuance bewirbt Dragon aber auch für andere Bereiche, beispielsweise bei Polizeibehörden.

(Bild: Nuance)

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Microsoft darf Nuance, einen Spezialisten für Sprachverarbeitung und Künstliche Intelligenz (KI), kaufen – zumindest in der EU. Nach den Wettbewerbsbehörden der USA und Australiens hat auch die EU-Kommission ihr Placet erteilt. Die britische Monopolbehörde CMA hingegen hat erst am 13. Dezember bekanntgegeben, die geplante Übernehme zu untersuchen. Nuance vermarktet seine Spracherkennung insbesondere im US-Gesundheitsbereich mit Erfolg.

Bis 10. Januar nimmt die CMA nun Stellungnahmen entgegen, erst danach beginnt sie ihre eigentliche Untersuchung. Die EU-Kommission hingegen ist zu dem Schluss gelangt, dass ein Konzern aus Microsoft und Nuance keine Bedenken hinsichtlich des Wettbewerbs im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) schürt.

"Die Kommission stellte fest, dass Microsoft und Nuance sehr unterschiedliche Produkte anbieten", teilt die Behörde in ihrer Presseaussendung mit, "Während das Angebot von Nuance überwiegend vorkonfigurierte Lösungen für Endnutzer umfasst, bietet Microsoft Anwendungsprogrammierschnittstellen (API) als Teil seiner Azure Cognitive Services an". Das bringt Endanwendern unmittelbar gar nichts, erlaubt aber Programmierern, Spracherkennung in ihre jeweiligen Programme einzubauen.

Außerdem werde Microsoft auch nach dem Zukauf noch starke Mitbewerber haben, die auch nicht auf Microsofts Clouddienste angewiesen sind. Zumal Nuance-Software derzeit nur auf Windows-Systemen läuft, wäre Microsoft auch nicht in der Lage, Mitbewerber von wichtigen IKT-Märkten auszuschließen. Schließlich könnte Microsoft auch durch den Zugriff auf die mit Nuance-Software verarbeiteten Gesundheitsdaten keinen Wettbewerbsvorteil für Microsoft bringen.

Microsoft möchte den Sprachverarbeitungs-Spezialisten Nuance für 19,7 Milliarden US-Dollar kaufen. Unter den zahlreichen Übernahmen Microsofts ist nur eine, die mehr gekostet hat: 26,2 Milliarden Dollar hat es gekostet, als Microsoft das Karriere-Netzwerk LinkedIn geschluckt hat. Damals wollte auch Salesforce LinkedIn kaufen, sodass es wohl ein Wettbieten gegeben hat.

Mit der Übernahme Nuances hofft Microsoft auf mehr Umsatz im Gesundheitsbereich. Beispielsweise könnte der IT-Konzern bestehenden Nuance-Kunden Pakete mit Telemedizin-Diensten anbieten. Erst am Montag hat sich Oracle in den Markt für Gesundheits-IT eingekauft: Mit Spracherkennung der Firma Cerner möchte Oracle Gesundheitspersonal erfreuen und mehr Geld verdienen.

(ds)