EU soll keine fluorierte Treibhausgase und ozonabbauende Stoffe mehr verwenden

Zwei neue Verordnungen sollen dafür sorgen, dass fluorierte Treibhausgase und ozonabbauende Stoffe gar nicht mehr verwendet werden.

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Supermarkt-Kälteanlage. Hier können Stoffe entweichen, die Klima und Ozonschicht gefährden können.

(Bild: HEAT GmbH)

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Die EU-Kommission plant den Ausstieg aus der Verwendung von fluorierten Treibhausgasen (F-Gase) und ozonabbauenden Stoffen (ODS). Dafür hat sie zwei neue Verordnungen zur strengeren Kontrolle dieser Stoffe vorgeschlagen. Die Kommission sieht in ihnen einen wichtigen Schritt hin zur Begrenzung des weltweiten Temperaturanstiegs.

Die EU-Kommission schlägt unter anderem vor, das Quotensystem für teilfluorierte Kohlenwasserstoffe (HFKW) zu verschärfen. Dadurch würden die potenziellen Klimaauswirkungen neuer HFKW, die auf den EU-Markt gelangen, zwischen 2015 und 2050 um 98 Prozent verringert. Mit neuen Beschränkungen werde sichergestellt, dass F-Gase nur dann in neuen Einrichtungen verwendet werden, wenn keine geeigneten Alternativen zur Verfügung stehen. Zum Beispiel soll ab 2031 Schwefelhexafluorid (SF6), das stärkste Treibhausgas, nicht mehr in allen neuen elektrischen Schaltanlagen eingesetzt werden.

Die meisten zusätzlichen Emissionseinsparungen würden dadurch erreicht, dass ozonabbauende Stoffe aus Isolierschäumen zurückgewonnen oder vernichtet werden müssen, wenn Gebäude renoviert oder abgerissen werden, meint die EU-Kommission. Zoll- und Überwachungsbehörden sollen Ein- und Ausfuhren leichter kontrollieren und gegen den Handel mit illegalen F-Gasen und Einrichtungen vorgehen können. Darüber hinaus will die EU-Kommission die Sanktionen verschärfen.

Mit dem F-Gas-Vorschlag würden Ausnahmen abgeschafft und der Ausstieg der EU aus der Verwendung von HFKW vollständig mit dem Montrealer Protokoll in Einklang gebracht. 1987 hatten sich dabei insgesamt 24 Staaten und die Europäische Gemeinschaft dazu verpflichtet, FCKW zu verbannen, da die Ozonschicht der Erde, die vor ultravioletter Strahlung schützt, stark abgenommen hatte.

Durch beide Vorschläge könnten die Treibhausgasemissionen der EU bis 2050 um insgesamt 490 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent gesenkt werden. Das sei etwas mehr als die gesamten jährlichen Treibhausgasemissionen Frankreichs im Jahr 2019, erläutert die EU-Kommission (PDF). Der Vorschlag für F-Gase soll auch dazu beitragen, die Emissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent zu senken und Europa bis 2050 klimaneutral zu machen.

"F-Gase und ozonabbauende Stoffe sind äußerst starke, vom Menschen verursachte Treibhausgase, die bei ihrer Freisetzung in die Atmosphäre zur Erderwärmung beitragen und oft tausendfach stärker wirken als CO₂", erläutert die Kommission. Beide Stoffgruppen werden unter anderem in Bereichen wie Kühlung, Klimatisierung, Isolierung und Brandschutz sowie in Stromleitungen und als Aerosoltreibmittel eingesetzt.

Zwar schränkten bestehende EU-Rechtsvorschriften die Verwendung dieser Gase bereits erheblich ein, doch durch die neuen Verordnungen würden die Emissionen noch weiter gesenkt werden, meint die EU-Kommission. Zudem würden Anreize geschaffen, klimafreundliche Alternativen zu nutzen.

Zu den F-Gasen zählen neben HFKW und SF6 die vollfluorierten Kohlenwasserstoffe (FKW) und Stickstofftrifluorid (NF3). Von 2003 bis 2017 waren die Emissionen dieser Gase kontinuierlich gestiegen, erläutert das Umweltbundesamt. Hauptursache dafür sei der vermehrte Einsatz von F-Gasen als Kältemittel gewesen. Minderungen seien hauptsächlich bei der Herstellung von Primäraluminium, von Halbleitern, der auslaufenden Anwendung in Autoreifen, der Produktion von Schallschutzscheiben und bei Anlagen zur Elektrizitätsübertragung erreicht worden. Allerdings nehmen die Emissionen aus der Entsorgung von Schallschutzscheiben seit 2006 zu, da die angenommene Lebenszeit dieser Scheiben erreicht worden ist.

(anw)