EU will Intel wegen Missbrauchs der Marktmacht bestrafen

Die EU-Kommission ist laut einem Bericht der "Financial Times Deutschland" zu dem Schluss gekommen, dass der US-Prozessorhersteller seine Marktmacht missbraucht hat. Auch die Media-Saturn-Holding ist von einer Strafe bedroht.

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Die EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes hat sich laut einem Zeitungsbericht entschieden, Intel wegen Missbrauchs der Marktmacht zu bestrafen. Die Financial Times Deutschland berichtet, Intel werde künftig nicht mehr so wie bisher seine Prozessoren mit Rabatten an PC-Hersteller vermarkten dürfen. Zudem dürfe der Konzern keine Werbekostenzuschüsse an Händler vergeben, wenn Intel dafür verlangt, exklusiv angeboten zu werden. Außerdem droht Intel eine Geldbuße von bis zu 10 Prozent des Jahresumsatzes, berichtet die FTD weiter, demnach umgerechnet 2,6 Milliarden Euro. Die endgültige Entscheidung solle im Spätsommer öffentlich werden.

Die EU-Kommission interessiert sich für Intels Marktverhalten mindestens seit rund sieben Jahren und leitete im Juli 2007 ein Wettbewerbsverfahren ein. Das Interesse der Kartellwächter wurde anscheinend insbesondere durch Intervention des Intel-Konkurrenten AMD geweckt, der unter anderem auch in den USA gegen Intel vorgeht. Die EU sieht laut FTD als Indizien für ein wettbewerbswidriges Verhalten an, dass sich Unternehmen wie IBM, Cyrix oder Transmeta bereits vor Jahren weitgehend aus der Produktion der Intel-kompatiblen Prozessoren zurückgezogen hatten.

Intel soll dafür gezahlt haben, wenn OEM-Hersteller den Start eines Produkts mit AMD-Prozessoren verzögert oder abgesagt haben. Außerdem habe Intel bei strategisch wichtigen Kunden Produkte unter den eigenen Kosten geliefert, lauteten die Vorwürfe. Absprachen soll es auch mit Händlern wie Media Markt/Saturn gegeben haben. Die Media-Saturn-Holding könnte auch bestraft werden, schreibt die FTD. Der Elektrohändler habe sich 1999 erstmals an Intel gebunden. Allein für 2007 habe die Holding eine hohe zweistellige Millionensumme kassiert, beruft sich die Zeitung auf Insider. Unklar sei noch, mit welcher Strafe Media-Saturn zu rechnen habe.

Intels Deutschlandchef Hannes Schwaderer weist laut FTD die Vorwürfe zurück. Intel habe sich korrekt, fair und gesetzeskonform verhalten. Während der Konzern in den USA in einem Verfahren vor dem Bezirksgericht in Delaware eingeräumt hat, vertragliche Beziehungen mit der Media-Saturn-Holding zu unterhalten, bestreitet die Deutschlandtochter einen exklusiven Kontrakt. (anw)