Ecosia und Qwant bauen europäischen Suchmaschinen-Index​

Bislang stützen sich die europäischen Suchmaschinen Ecosia und Qwant​ vor allem auf US-Plattformen. Ein eigener Suchindex soll jetzt Abhilfe schaffen.

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(Bild: Undrey/Shutterstock.com)

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Das Berliner Suchmaschinen-Start-up Ecosia und der französische Anbieter Qwant wollen ihr Backend künftig weniger abhängig von Google und Microsofts Bing machen. Die beiden europäischen Anbieter kündigten in Paris die Gründung des Gemeinschaftsunternehmens European Search Perspective (EUSP) an, das eine Suchmaschineninfrastruktur in Europa entwickeln und aufbauen soll. "EUSP möchte zur digitalen Souveränität Europas beitragen und sicherstellen, dass der Kontinent eine starke, unabhängige Alternative zu bestehenden Suchtechnologien besitzt", erklärten Ecosia und Qwant.

EUSP solle einen datenschutzfreundlichen Suchindex entwickeln, den dann sowohl Ecosia als auch Qwant verwenden können. Einen vollständigen Abschied von Bing und Google wollen die Partner wohl aber nicht vollziehen: "Beide Unternehmen werden ihre bestehenden Back-End-Partnerschaften fortsetzen, um die bestmöglichen Ergebnisse und Produkte für ihre jeweiligen Nutzer zu gewährleisten", heißt es in der Mitteilung.

Geplant sei, dass EUSP ab dem ersten Quartal 2025 den Suchmaschinenverkehr von Qwant und Ecosia in Frankreich bedient. Bis Ende nächsten Jahres soll auch ein erheblicher Teil des Verkehrs in Deutschland übernommen werden. Qwant-Chef Olivier Abecassis soll das neue Unternehmen leiten, ein entsprechendes Team bei Qwant werde dann auch mitsamt bisheriger Entwicklungen zu EUSP wechseln.

Das neue Gemeinschaftsunternehmen werde zudem außerhalb des Non-Profit-Geschäftsmodells von Ecosia agieren und sei so in der Lage, externes Kapital von Investoren für eine langfristige Expansion zu beschaffen. Der Index könne auch von anderen Suchmaschinen lizenziert werden und der europäischen Datenindustrie als zentrale Ressource dienen, zum Beispiel als transparenter und sicherer Datenpool für neue KI-Technologien.

Die beiden Anbieter verstehen sich vor allem als Alternative zu Google, kommen aber derzeit nicht ohne Inhalte von großen Internetkonzernen aus. So stützen sich Ecosia und Qwant primär auf Microsofts Bing-Plattform, wobei Ecosia im vergangenen Jahr auf eine Mischung aus Google- und Bing-Suchergebnissen umgestiegen ist.

Das Berliner Start-up Ecosia positioniert sich als grüne Suchmaschine und verspricht, mit seinen Gewinnen gegen den Klimawandel anzugehen sowie Bäume zu pflanzen. Qwant hebt hervor, dass die Nutzerinnen und Nutzer nicht getrackt werden und wirbt für sich als "Suchmaschine, die nichts über Sie weiß". Die beiden europäischen Unternehmen sind aber bislang nur beschränkt ökonomisch erfolgreich und erzielen Marktanteile im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Qwant stand Ende 2022 bereits vor der Pleite und wurde durch eine Umschuldung von der Europäischen Investitionsbank gerettet.

(axk)