Pflanze filtert Luft

Eine Heimpflanze soll künftig für weniger Schadstoffe in unserer Wohnung sorgen, wenn es nach US-Forschern geht.

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Efeu filtert Luftraum

(Bild: Mark Stone/University of Washington)

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Nicht so gut wie regelmäßiges Lüften, aber durchaus hilfreich: Dass Zimmergewächse in Wohnung und Büro nützlich für ein besseres Raumklima sind, ist eine Binsenweisheit. Sie produzieren Sauerstoff, holen CO2 aus der Luft und von manchen ist gar bekannt, dass sie schädliche Chemikalien aus der Umgebung holen können.

Ein Team der University of Washington hat eine solche Pflanze nun genetisch so verändert, dass sie gefährliche organische Verbindungen absorbiert und anschließend für das eigene Wachstum nutzt. Dazu haben die Forscher die Gene für ein Protein namens 2E1 in eine Goldene Efeutute (Epipremnum aureum) eingebaut.

Zucht von Epipremnum aureum.

(Bild: Mark Stone/University of Washington)

Das Protein arbeitet beim Menschen in der Leber und hilft dort unter anderem beim Abbau von Alkohol. Bei der Kletterpflanze macht es die in der Umgebungsluft vorkommenden Schadstoffe Benzol und Chloroform unschädlich (DOI: 10.1021/acs.est. 8b04811).

Als Nächstes soll ein Protein zum Abbau von Formaldehyd eingeschleust werden, das noch immer in vielen Möbelstücken steckt. Diese Stoffe lassen sich nur schwer mit normalen Filtern aus der Luft holen. "Wir wollten die Reaktion, die in unserem Körper auftritt, in einer Pflanze haben", sagt Stuart Strand, der die Forschungsgruppe leitet und das Ergebnis das "grüne Leber-Prinzip" nennt. 2E1 könne für die Goldene Efeutute auch aus anderen Gründen nützlich sein: CO2 und Chlorid-Ionen seien für die Nährstoffherstellung notwendig, Phenol stecke in den Zellwänden. Die Leute sprächen derzeit zu wenig über gefährliche organische Stoffe in ihren Häusern – "und ich denke, das liegt vor allem daran, dass sie denken, dass sie nichts dagegen tun können".

Arbeit im Labor.

(Bild: Mark Stone/University of Washington)

Derzeit reicht es allerdings noch nicht, die grüne Leber einfach im Raum stehen zu lassen, wie man das praktischerweise wünschen würde – gänzlich perfekt ist der "Filterefeu" bislang noch nicht. Es braucht also einen Luftzug, damit die Verarbeitungsprozesse richtig in Gang kommen, auch wenn die Pflanze schon ohne einen gewissen Effekt zeigt. Im Experiment wurden die Pflanzen in einen geschlossenen Behälter gestellt, in den ein Ventilator verschmutzte Luft einblies. Die 2E1-Gewächse reduzierten die Chloroform-Konzentration in einem Glaskolben nach drei Tagen um 82 Prozent, nach sechs Tagen war sie nicht mehr messbar. Benzol baute sich etwas langsamer ab: Nach Tag acht war es zu 75 Prozent aus der Luft verschwunden.

Laut der Wissenschaftler dauerte die Erschaffung des 2E1-Efeus mehr als zwei Jahre, was für gentechnisch veränderte Pflanzen ein vergleichsweise langer Entwicklungszeitraum ist. Man habe sich die Goldene Efeutute aber vor allem deshalb ausgesucht, weil sie eine so robuste Heimpflanze sei, die auch unter den unterschiedlichsten Bedingungen noch gut wachse.

Für die praktische Anwendung müsste der Efeu in einem Behältnis stehen – und ein Ventilator verschmutzte Luft über die Blätter leiten.

(Bild: Mark Stone/University of Washington)

Eine Gefahr der Verbreitung der gentechnisch veränderten Pflanze sehen Strand und Long Zhang, Leitautor der Studie, nicht. Der Efeu bildet in moderaten Temperaturlagen, wie sie in unseren Wohnungen vorliegen, keine Blüten und damit auch keine Pollen aus.

(bsc)