Ehemaliger AUB-Chef belastet Siemens-Spitze

In der Affäre um verdeckte Zahlungen von Siemens an die konzernfreundliche Arbeitnehmerorganisation AUB hat deren ehemaliger Chef sein Schweigen gebrochen.

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Der wegen seiner Verstrickung in die Siemens-Affäre um verdeckte Zahlungen an die konzernfreundliche Arbeitnehmerorganisation AUB inhaftierte Wilhelm Schelsky hat den Siemens-Vorstand belastet. Wie das Magazin Stern in seiner kommenden Ausgabe berichtet, habe der ehemalige AUB-Chef zugegeben, den Auftrag zum Aufbau einer Lobbyorganisation von "der Konzernspitze" erhalten zu haben. Mit den von Siemens an Schelsky gezahlten Millionen-Honoraren hätte die AUB gestärkt werden sollen. "Es gab einen klaren Auftrag aus der Konzernspitze. Der Plan kam aus dem Zentralvorstand", zitiert das Magazin den ehemaligen Chef der Organisation. Schelsky war Mitte Februar festgenommen worden. Ihm wird Steuerhinterziehung und Beihilfe zu Untreue vorgeworfen. Über Berater-Firmen soll der heute 58-Jährige seit 2001 angeblich rund 45 Millionen Euro von Siemens kassiert haben.

Der Beratervertrag sei von dem beurlaubten Siemens-Vorstand Johannes Feldmayer unterschrieben worden. Feldmayer, gegen den ebenfalls ermittelt wird und der Ende März vorübergehend festgenommen worden war, soll nach Informationen des Stern den Zweck der Zahlungen gegenüber der Staatsanwaltschaft Nürnberg bestätigt haben. Die Ermittler hatten Feldmayer wieder auf freien Fuß gesetzt, nachdem er umfangreich ausgesagt haben soll. Feldmayer habe "die Sache historisch übernommen", wie es sein Anwalt im Stern ausdrückt. Die Überweisungen an Schelsky sollen bis Anfang der 90er-Jahre, weit vor Feldmayers Zeit, zurückreichen.

Direkte Anweisungen über die Verwendung der Gelder will Schelsky nicht erhalten haben. "Ich war von Siemens vollständig unabhängig in der Ausgestaltung meiner Auftragserfüllung. Es gab weder Vorschriften über die Inhalte meiner Tätigkeit noch eine Aufforderung, Bericht zu erstatten. Man hat mir vertraut." Entscheidungen von Betriebsräten sollen nach Schelskys Angaben nicht erkauft worden sein. (vbr)