"Ein Abenteuer wagen": Deutscher Raumfahrer Gerst absolviert Außeneinsatz

Als überhaupt erst dritter Deutscher ist Alexander Gerst in den freien Weltraum ausgestiegen. Nach vier Monaten auf der ISS konnte er sein Domizil von außen anschauen. Eigentlich ging es aber um anstrengende Montagearbeiten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 115 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Wolfgang Jung
  • dpa
Inhaltsverzeichnis

Als dritter Deutscher hat der Astronaut Alexander Gerst einen Außeneinsatz im freien All absolviert. Gerst stieg am Dienstag aus der Internationalen Raumstation ISS aus und erledigte in etwa sechs Stunden mehrere Montagearbeiten, wie die US-Raumfahrtbehörde NASA mitteilte. Gemeinsam mit dem US-Astronauten Reid Wiseman installierte der 38-jährige Geophysiker unter anderem ein Aggregat für einen Roboterarm. Gerst arbeitet seit Mai auf dem Außenposten der Menschheit rund 400 Kilometer über der Erde und soll im November zur Erde zurückkehren.

Reid Wiseman bei dem Außeneinsatz

(Bild: ESA/NASA)

"Let's take a walk on the wild side" (etwa: Lass uns ein Abenteuer wagen), schrieb Gerst kurz vor dem Ausstieg per Twitter an Wiseman. Anschließend erledigten die beiden Astronauten an der Außenseite der Raumstation Montagearbeiten. Danach gab es "einen Gruß an alle Raumfahrtbegeisterten in Deutschland". Der 38-Jährige ist nach Thomas Reiter (2006) und Hans Schlegel (2008) der dritte Deutsche im freien Kosmos. "Das ist kein "Weltraumspaziergang", sondern ein akribisch geplanter und körperlich sehr anstrengender Einsatz", sagte Volker Schmid vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln.

Vorsichtig hatten die beiden Astronauten die Raumstation durch eine Luke verlassen, wie die NASA in einer Übertragung im Internet zeigte. Die ersten Minuten im freien All verbrachten sie mit der vorgeschriebenen Sicherheitsprüfung. Die Männer kontrollierten gegenseitig ihre Raumanzüge – schon ein geringer Defekt ist hochriskant in dem lebensfeindlichen Umfeld.

Alexander Gerst im Außeneinsatz (11 Bilder)

Nahaufnahme von Gerst bei dem Außeneinsatz
(Bild: ESA/NASA)

Alexander Gerst kletterte dann zunächst zum Pumpenmodul. Das mehr als 350 Kilogramm schwere Gerät sollte gedreht und zum Einbauort transportiert werden. Die Pumpe war wegen Reparaturen am Kühlsystem der Raumstation Ende 2013 zwischengelagert worden. Die Arbeiten gelten auch wegen der Handschuhe aus grobem Stoff als anstrengend. Damit die Leitzentrale die beiden Raumfahrer auf dem Bildschirm gut unterscheiden konnte, trug Wiseman rote Streifen am weißen Raumanzug.

Gerst schickt immer wieder beeindruckende Bilder von der ISS.

(Bild: ESA/NASA)

Der deutsche Astronaut arbeitet seit Ende Mai auf der Raumstation und soll Anfang November zur Erde zurückkehren. Außer ihm und Wiseman befinden sich derzeit zwei Kosmonauten und eine Kosmonautin sowie ein weiterer US-Amerikaner auf der ISS. Die Crew überwachte an Bord den Einsatz. Demonstrativ winkte Wiseman seinen Kollegen im Beobachtungsturm (Cupola) zu. Er soll nächste Woche erneut ins All aussteigen, dann aber mit seinem Landsmann Barry Wilmore. Für den Deutschen aus Künzelsau (Baden-Württemberg) ist kein weiterer Außeneinsatz vorgesehen.

Außeneinsätze gelten auch wegen des veränderten Luftdrucks im Raumanzug als anstrengend. Die Körper der Astronauten müssen sich erst an die veränderten Verhältnisse gewöhnen. Gerst und Wiseman verbrachten daher die Nacht vor dem Ausstieg in einer Schleuse der ISS. Der dortige Luftdruck wurde innerhalb mehrerer Stunden langsam heruntergefahren und der Situation im Raumanzug angepasst.

Ursprünglich sollte der Außeneinsatz von Gerst und Wiseman bereits im August stattfinden. Ein technisches Problem am Raumanzug verhinderte dies aber. "Ich hatte alles bis in die kleinsten Details vor meinem inneren Augen Revue passieren lassen. Den Plan dann zu verwerfen, erforderte erst einmal eine gewaltige Umstellung", räumte Gerst danach in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa ein. (mho)