Ein Bewerber um US-Frequenzen weniger

Nachdem ein hoffnungsvolles Startup in letzter Sekunde aus dem Rennen um die begehrten Frequenzen im 700-MHz-Band ausgestiegen ist, dürften die Gewinner unter etablierten Branchengrößen zu finden sein. AT&T, Verizon und Google zählen zu den Kandidaten.

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Google, AT&T und Verizon gehören zu den prominenten und erwarteten Mitbewerbern um Frequenzen im 700-MHz-Band, die von der US-Regulierungsbehörde Federal Communications Commission (FCC) ab dem 24. Januar versteigert werden. Am gestrigen Dienstag veröffentlichte die FCC eine Liste (PDF-Dokument) mit den 214 Bietern, die zur Versteigerung zugelassen sind. Bis zum 4. Januar mussten die Bewerber ihre vollständigen Unterlagen einreichen und eine Vorauszahlung leisten.

Neben dem erwarteten Interesse der klassischen Netzbetreiber gilt Google als einer der aussichtsreichen Bewerber um die Frequenzen, mit denen sich Mobilfunkdienste und breitbandige drahtlose Internetzugänge einrichten lassen. Die Frequenzvergabe ist eine der letzten Chancen, noch einen Fuß auf den US-amerikanischen Mobilfunkmarkt zu bekommen. Auch der US-Satelliten-Carrier EchoStar ist unter den Bewerbern. Die finanzstarken Großkonzerne dürften für größere Blöcke des Spektrums bieten, die eine landesweite Netzabdeckung ermöglichen.

Nicht auf der Liste der zugelassenen Bieter ist das von namhaften Branchenveteranen unterstützte Startup Frontline Wireless. Das Unternehmen wollte erfolgreich für ein zehn Megahertz breites Spektrum (D-Block) bieten. Die rabattierten Frequenzen sollten nach Auflagen der FCC zum Aufbau eines landesweiten Netzes genutzt werden, das mit öffentlichen Einrichtungen zum Beispiel für Notdienste geteilt werden sollte. Frontline Wireless hatte sich zusammen mit anderen Bewerbern im Vorfeld der Auktion für eine Öffnung der Frequenzen und entsprechende FCC-Auflagen stark gemacht, um eine Monopolisierung des Spektrums durch die marktbeherrschenden Netzanbieter zu verhindern.

Doch hat das einst hoffnungsvolle Startup, an dessen Spitze der ehemalige FCC-Vorsitzende Reed Hundt steht, seine Geschäftstätigkeit Anfang Januar eingestellt. Auf der Website gibt es dazu nur eine knappe Mitteilung, weitere Kommentare verweigert das Unternehmen. Nach US-Medienberichten, die sich auf Insider berufen, hat Frontline Wireless nicht die nötigen Mittel für den Mindestpreis von 1,33 Milliarden US-Dollar auftreiben können.

Unklar ist nun, ob sich ein anderer ernsthafter Bewerber für das Spektrum findet. Zwar könnten die großen Netzbetreiber den D-Block erwerben, doch sehen Beobachter nach dem Rückzug von Frontline Wireless nur wenig Chancen, dass sich noch ein weißer Ritter findet und sich als neuer landesweiter Carrier auf dem Markt etabliert. Die Auktionsregeln der FCC verbieten den Bewerbern, über das Thema zu reden, deshalb ist unklar, welche Unternehmen noch für den D-Block bieten.

Sollte sich kein Bieter finden oder der von der FCC angesetzte Mindestpreis nicht erreicht werden, könnte die Behörde die Frequenzen an den Höchstbietenden vergeben. In den Auktionsregeln hält sich die FCC die Option offen, die Bedingungen nachträglich zu ändern. Auch eine erneute Versteigerung des Frequenzblocks zu den gleichen Bedingungen ist möglich.

Nach dem Rückzug von Frontline Wireless befürchten Beobachter, dass sich die US-Kreditkrise auf die Auktion negativ auswirken könnte. Während die Großkonzerne keine Probleme haben dürften, die nötigen Mittel bereitzustellen, könne das bei kleineren Bewerbern zu Problemen führen. Auch der FCC-Vorsitzende Kevin Martin äußerte Bedenken, die allgemeine US-Wirtschaftslage könne den Ausgang der Versteigerung beeinflussen. Bisher wurde erwartet, dass die Frequenzen mindestens 10 Milliarden US-Dollar in die Staatskasse bringen könnten. (vbr)