Ein Drittel der EU-Staaten hat noch keine Energiesparmaßnahmen getroffen

Die von EU-Regierungen eingeleiteten Schritte zur Senkung des Gas- und Stromverbrauchs reichen laut einer Studie nicht aus, um die Einsparziele zu erreichen.

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(Bild: Robert Kneschke/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Vor vier Monaten einigten sich die Staats- und Regierungschefs der EU darauf, freiwillig die Nachfrage ihrer Länder nach Gas um 15 und nach Strom um 10 Prozent zu senken. Doch die in diesem Bereich seitdem in den einzelnen EU-Ländern ergriffenen Maßnahmen fallen selbst spärlich aus und gestalten sich sehr unterschiedlich. Dies geht aus einer Analyse hervor, die das Europäische Umweltbüro (EEB) am Mittwoch veröffentlicht hat.

Der Dachverband von über 180 Umweltorganisationen aus 38 Ländern Europas hat für die Studie die von den EU-Staaten durchgeführten Aktivitäten zur Einsparung von Gas und Strom untersucht. Acht von 27 EU-Staaten haben laut den Ergebnissen noch keine entsprechenden Maßgaben verankert. Es gibt dort also weder für Haushalte noch für Unternehmen oder öffentliche Einrichtungen Vorschriften. Nur 12 EU-Staaten haben verbindliche Maßnahmen zum Energiesparen eingeführt.

Länder, die vor dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine große Mengen russischen Gases importierten, haben laut der Untersuchung die konsequentesten Schritte zur Senkung des Verbrauchs dieses fossilen Brennstoffs eingeleitet. Dazu zählen insbesondere Deutschland und Italien. Die Vorgaben sind hier teils verpflichtend und gelten für die Industrie, öffentliche Einrichtungen und private Haushalte. Frankreich und Spanien stehen ebenfalls mit an der Spitze der EU, wenn es um obligatorische Energiesparmaßnahmen für alle diese Bereiche geht, obwohl sie weniger stark von Gas aus Russland abhängen.

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Schweden, Finnland, Luxemburg, die Niederlande, Österreich und die osteuropäischen Staaten haben eher unverbindliche Maßnahmen eingeführt. Die Niederlande und Kroatien setzen nur auf freiwilliges Energiesparen, obwohl Gas zwischen 30 und 40 Prozent ihres Energiemixes ausmacht. Rumänien und Litauen haben trotz ihrer starken Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen überhaupt keine Maßnahmen ergriffen, um sich daraus zu lösen.

"Je früher wir unseren Energieverbrauch senken, desto schneller verringern wir den Druck auf die hohen Energiepreise und entlasten damit Haushalte und Industrie wirksam", forderte Davide Sabbadin, Vizemanager Klimapolitik beim EBB. "Alle Signale deuten darauf hin, dass das Füllen der Gasspeicher vor dem nächsten Winter eine weitaus größere Herausforderung darstellen könnte" als in den vergangenen Monaten. Den Energieverbrauch zu senken, müsse für politische Entscheidungsträger Priorität haben vor kurzfristigen Handlungen, "die uns in einem ineffizienten, von fossilen Brennstoffen geprägten Modell festhalten".

Das Umweltbüro empfiehlt unter anderem, eine EU-weite Arbeitsgruppe einzuführen, die das Einhalten der Energiesparziele überwacht. Zudem sollte die Flexibilität auf der Nachfrageseite im Strommarkt etwa durch Anreize zu einem netzdienlichen Verhalten erhöht werden. Hilfreich sei es auch, den Einsatz digitaler Messgeräte wie Smart Meters zu beschleunigen, da diese den Verbraucherinnen und Verbrauchern einen Überblick ihres Stromverbrauchs in Echtzeit erlaubten.

(kbe)