Ein riesiger Musikkonzern entsteht

Der Zusammenschluss der Musikabteilung von AOL Time Warner mit EMI schafft den größten Musikkonzern weltweit mit 20 Prozent Marktanteil.

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Von
  • Jürgen Kuri

Nicht als Übernahme, wie ursprünglich berichtet, sondern als Zusammenschluss zu einem Joint Venture geht die Bildung des größten Musikkonzerns der Welt über die Bühne: Die Warner Music Group und die britische EMI bilden ein Gemeinschaftsunternehmen mit Sitz in New York und London. Die neue Firma wird 20 Prozent der weltweiten Umsätze mit Musik für sich vereinnahmen und damit Nummer 1 der Branche sein.

Die Kontrolle über den Vorstand der neuen Warner EMI Music wird aber Time Warner und damit der neue Megakonzern AOL Time Warner ausüben -- dafür zahlt Time Warner den EMI-Aktionären 1,65 US-Dollar pro Aktie. Der Gesamtwert der Transaktion beläuft sich damit auf rund 1,3 Milliarden US-Dollar. Dem Vorstand des Unternehmens aus 11 Mitgliedern gehören sechs Manager von Time Warner und fünf von EMI an; Eric Nicoli von EMI und Richard Parsons von Time Warner sollen zusammen den Vorsitz inne haben. CEO der neuen Firma wird Roger Ames, bislang Vorsitzender und CEO von Time Warner.

Bertelsmann dementierte laut dpa unterdessen Berichte, der Konzern wolle 9,9 Milliarden US-Dollar für eine EMI-Übernahme bieten, um den Zusammenschluss mit Time Warner zu verhindern. Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff hatte selbst einen Aufkauf von EMI ins Gespräch gebracht, als er seine Pläne ankündigte, die Bertelsmann Music Group (BMG) zur Nummer 1 der Branche zu machen.

Mit dem neuen Unternehmen Warner EMI Music hat AOL Time Warner natürlich beste Voraussetzungen, nicht nur die klassischen Distributionskanäle für Musik zu kontrollieren, sondern auch das Internet als neues Medium für Musikliebhaber für sich zu beanspruchen. Analysten gehen davon aus, dass MP3 und ähnliche Techniken für digitale komprimierte Musik und Streaming Audio, die Musikbranche komplett durcheinanderwirbeln. Die Dominanz dieser neuen Märkte in einem kommerziellen Unterhaltungs-Internet möchte AOL Time Warner offensichtlich über die Inhalte erreichen, die das Unternehmen seinen Kunden exklusiv über eigene Internet-Vertriebswege anbieten kann. (jk)