Eine Notrufnummer für alle 27 EU-Länder

Der Notruf 112 funktioniert ab sofort in jedem der 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. Die EU-Kommission fordert nun modernere Leitstellen und Notrufsysteme für Autos.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 212 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Alle Mitgliedsstaaten der Europäischen Union haben die 112 als Notrufnummer freigeschaltet. Sie ist kostenlos von jedem Festnetz- und Mobiltelefon aus erreichbar und verbindet den Anrufer mit der nächstgelegenen Leitstelle von Polizei, Notarzt und Feuerwehr.

Die einheitliche Notrufnummer hatte der Europäische Rat im Jahr 1991 beschlossen. Im Herbst 2008 richtete Bulgarien die 112 als letzter der zurzeit 27 Mitgliedsstaaten ein – "nach mehrmaliger Aufforderung", wie die Kommission in einer heute veröffentlichten Mitteilung schreibt.

In Dänemark, Finnland, Portugal, Rumänien, Schweden und den Niederlanden ist die 112 mittlerweile die einzige Notrufnummer. Bestehende Notrufnummern der anderen Mitgliedsstaaten bleiben parallel in Betrieb. In Deutschland hatte im Jahr 1973 die Björn-Steiger-Stiftung die Einführung der 112 und der 110 als bundesweit einheitliche Notrufnummern initiiert. Die 110 verbindet die Anrufer mit Leitstellen der Polizei, die 112 führt in Zentralen von Feuerwehr und Rettungsdienst.

In ihrer Mitteilung bemängelt die Europäische Kommission, dass die Notrufzentren in Litauen, Italien und den Niederlanden noch nicht in der Lage seien, den Standort des Anrufenden zu bestimmen. Ortungssysteme fordert eine Richtlinie der EU-Kommission aus dem Jahr 2002.

An weiteren Verbesserungen des Euronotrufs arbeitet die Kommission noch: Mit den Autoherstellern hat sie vereinbart, dass ab 2010 alle in der EU zugelassenen Neufahrzeuge serienmäßig mit einem automatischen Notrufsystem namens eCall ausgerüstet werden. Erkennt die Bordelektronik eine Unfallsituation, soll sie automatisch die 112 anwählen und Unfalldaten sowie den Standort des Fahrzeugs durchgeben.

Erste Leitstellen sollen zudem "in den nächsten Monaten" ein IP-basiertes Notrufsystem testen, berichtet die Kommission. Mit dem Total Conversation getauften System sollen auch Video- und Textnotrufe abgesetzt werden können.

Am wichtigsten ist jedoch zunächst die Aufgabe, die 112 im Gedächtnis der EU-Bürger zu verankern. Nur drei Prozent der Italiener wissen, dass diese Nummer EU-weit funktioniert, in Deutschland liegt der Bekanntheitsgrad bei 16 Prozent. (cwo)