Infineon unterstützt EU-Kommision bei Einführung des Notrufsystems eCall

eCall soll nach dem Willen der EU-Kommission vor allem Leben retten, der Industrie könnte er interessante Marktchancen eröffnen. Ein eCall-System nimmt Fahrzeugdaten von Sicherheitskomponenten im Automobil auf und sendet sie nach einem Unfall.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 22 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Gernot Goppelt

Mit der Unterschrift unter ein Memorandum of Understanding (MoU) hat Infineon Technologies der EU-Kommission volle Unterstützung für die eCall-Sicherheitsinitiative zugesagt. Die Kommission will mittels eCall die Zahl der Unfallopfer in Europa drastisch senken. Das Notrufsystem ist Teil der eSafety-Initiative der EU, deren Ziel es ist, die Zahl der Unfalltoten bis 2010 zu halbieren.

Ein eCall-System nimmt über die CAN-Schnittstelle (Controller Area Network) Fahrzeugdaten von Sicherheitskomponenten im Automobil (Airbag, Überschlagsensoren, etc.) auf und sendet sie nach einem Unfall über ein Mobilfunkmodul, ergänzt um Ortsdaten von einem GPS-Navigationsmodul, an die Notfalleinsatzzentrale. Die Informationen werden dazu automatisch in einen Klartext umgewandelt, der auf dem Bildschirm in der Notrufzentrale erscheint. Erste Muster seiner nicht näher benannten „Lösung“ hat Infineon der Autoindustrie für Feldtests zur Verfügung gestellt.

eCall soll ab September 2010 in jedem neuen Auto, das in einem EU-Land zum Straßenverkehr zugelassen wird, als Bestandteil der Serienausstattung vorhanden sein. Obwohl die Vorteile einer schnellen Information von Notfalleinsatzzentrale prinzipiell unstrittig sind, stehen nicht nur Datenschützer dem Projekt kritisch gegenüber. Auch für Automobilhersteller und deren Zulieferer ist nicht ganz unproblematisch, dass CAN-Daten die Grundlage eines öffentlichen Notrufsystems sind. Da der CAN-Bus auch Daten für sicherheitsrelevante Funktionen überträgt, sind die Entwickler zunächst einmal bestrebt, diesen Bereich abzuschotten. So überträgt der CAN-C-Bus (Highspeed-CAN) mit einer Rate von bis zu 1 MBit/s beispielsweise Daten für das Motormanagement, die Getriebesteuerung und Fahrstabilisierungssysteme wie ESP.

Das von Elektronikentwicklern gern verwendetete Bild vom "Hacker auf der Autobahnbrücke" zeigt vor diesem Hintergrund, dass Fragen nach der Datensicherheit bei jeglicher Form von Car-to-X-Kommunikation nach wie vor aktuell sind. Auch die Teilnehmer der Tagung "Elektronik-Systeme im Automobil" in München reagierten beispielsweise im Februar überraschend empfindlich, als der NXP-Vertreter Marc de Jong unter dem Titel "The Connected Customer in the Car" durchaus unfreiwillig auf die Gefahren eines kommerziellen Datenmissbrauchs aufmerksam machte.

Infineons Absichtserklärung zeigt gleichwohl, dass die möglicherweise verpflichtende Ausstattung der Fahrzeuge mit eCall hochinteressante Marktchancen eröffnet, zumal sich weitere kommerzielle Szenarien geradezu anbieten, wenn die Technik erst einmal in den Autos ist. Die ungarische EU-Abgeordnete Zita Gurmai erhob das Thema der Einführung von ESP und eCall im vergangenen März zu einer "Frage der Intelligenz". Dem kann man nur zustimmen, besonders wenn es darum geht, wie einem Datenmissbrauch entgegnet werden kann. (ggo)