Eine eigene Uhrzeit für den Mond: NASA soll "koordinierte Mondzeit" ausarbeiten

Die USA wollen zurück zum Mond und eine dauerhafte Präsenz errichten. Dafür braucht es eine eigene Uhrzeit und die NASA soll jetzt einen Vorschlag ausarbeiten.

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Der Mond hinter der unscharfen Erdatmosphäre

(Bild: NASA)

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Das Weiße Haus hat die NASA angewiesen, in Kooperation mit anderen US-Behörden einen einheitlichen Zeitstandard für den Mond und andere Himmelskörper zu entwickeln. Das geht aus einer jetzt öffentlich gemachten Anordnung des beim US-Präsidenten für Forschung und Technologiepolitik zuständigen Office of Science and Technology Policy (OSTP) hervor. Die "koordinierte Mondzeit" LTC (für "Coordinated Lunar Time") soll demnach zur koordinierten Weltzeit UTC zurückverfolgbar, genau genug für Satellitennavigation und die Forschung, widerstandsfähig gegen einen Verlust des Signals zur Erde und skalierbar sein. Vorstellbar ist demnach, dass dafür eine Reihe von Atomuhren auf dem Mond installiert werden müssen. Ziel sei ein internationaler Standard, der mit Partnerstaaten geteilt wird, von Konkurrenten wie China oder Russland ist keine Rede.

Begründet wird der Auftrag zur Erarbeitung einer Mondzeit mit den Plänen der USA, eine dauerhafte Präsenz von Menschen auf dem Mond zu etablieren. Im Rahmen des Artemis-Programms soll dafür in den nächsten zehn Jahren eine Raumstation im Mondorbit errichtet werden. Auch regelmäßige Missionen auf die Oberfläche des Mondes sind vorgesehen. Hinzu kommen weitere Mondmissionen anderer Staaten und eine Vielzahl von privatwirtschaftlichen Programmen, die ebenfalls den Mond zum Ziel haben. Ein vereinheitlichter Zeitstandard sei dafür eine Grundvoraussetzung, schreibt das OSTP. Die USA müssten ihre Führungsstärke ausspielen und das dafür nötige Ökosystem etablieren. Davon würden alle raumfahrenden Nationen profitieren. Eine Strategie zur Standardisierung der Mondzeit soll spätestens am 31. Dezember 2026 umgesetzt werden können.

Nötig sei ein eigenes Zeitsystem für den Mond und darüber hinausreichende Raumfahrt, weil Uhren außerhalb des Schwerefelds der Erde anders laufen. So würde eine auf der Zeit der Erde basierende Uhr für jemanden auf dem Mond jeden Tag scheinbar 58,7 Mikrosekunden "verlieren", erklärt das OSTP. Das folgt aus der Allgemeinen und der Speziellen Relativitätstheorie und liegt am schwächeren Gravitationsfeld auf dem Mond. Zwar klingt die Abweichung minimal, aber für die präzise Koordinierung zwischen Raumfahrzeugen auf dem Mond und beispielsweise ein Satellitennavigationssystem auf dem Erdtrabanten wäre sie bereits erheblich. Außerdem würde ein Beharren auf der UTC als Grundlage auch auf dem Mond mit fortschreitenden Missionsdauern immer größere Fehlerraten hervorrufen. Deshalb sei eine lokale Zeit nötig.

In der Wissenschaft werden unabhängige Zeiten für andere Himmelskörper schon länger diskutiert, besonders mit Blick auf eine mögliche Besiedelung, die eine zeitliche Synchronisierung mit der Erde logistisch erschwert. Das OSTP nimmt darauf nun Bezug und spricht davon, dass eine Reihe von Atomuhren auf dem Mond die dortige Zeit präzise bestimmen könnten. Vorstellbar wäre, dass die in regelmäßigen Abständen an die koordinierte Weltzeit angepasst werden, sodass Erde und Mond synchronisiert sind. Möglich wäre aber auch, die minimal schneller laufende Zeit auf dem Mond eigenständig fortlaufen zu lassen und den wachsenden Unterschied zur koordinierten Weltzeit darzustellen. Unklar ist, ob der Mond in mehrere Zeitzonen eingeteilt und wie mit dem Tag-Nachtrhythmus verfahren werden soll. Im Mittel dauert es dort nämlich 29,5 Erdentage von Mittag bis Mittag.

(mho)