Einheitlicher Euro-Zahlungsverkehr SEPA: Das Aus für Online-Lastschriften droht

Die Vorbereitungen auf den einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum ab 1. 2. 2014 hinken deutlich hinterher, ergab eine Studie für den IT-Branchenverband Bitkom. Durch SEPA ist zudem die beliebte und preiswerte Lastschrift bei Internet-Käufen in Gefahr.

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Von
  • Jürgen Seeger

Erst ein Drittel der Unternehmen nutzt bereits Überweisungen im SEPA-Format, gut jede fünfte Organisation hat bislang nur vage Vorstellungen von den Folgen des Gesetzes. Rund 30 Prozent planen erst zum Stichtag 1. Februar 2014 die ausschließliche Nutzung der neuen Überweisungsform. Das ergab eine aktuelle "Bestandsaufnahme zur SEPA-Migration in Deutschland" des Forschungsinstituts ibi research an der Universität Regensburg in Kooperation mit dem ITK-Verband Bitkom. Bei SEPA ersetzt unter anderem die IBAN (International Bank Account Number) die bisherigen nationalen Angaben zum Konto, in Deutschland also Kontonummer und Bankleitzahl. Der BIC (Business Identifier Code) fällt bei Inlandsüberweisung ab diesem Datum weg, bei Auslandsüberweisungen ab Februar 2016.

Die schleppende Vorbereitung auf SEPA war schon vom Verband der Maschinenbauer (VDMA) und der Bafin beklagt worden. Dabei sollte der zeitliche Aufwand für die SEPA-Umstellung nicht unterschätzt werden, und die Folgen können fatal sein: Schlimmstenfalls können Unternehmen keine Lastschriften mehr einziehen. "Vielen unvorbereiteten Unternehmen droht ab Februar 2014 die Zahlungsunfähigkeit“, warnt der Bitkom. Denn jedes vierte (27 Prozent) Unternehmen gab in der aktuellen Studie an, im Falle fehlender Lastschrifteingänge innerhalb von fünf Tagen Liquiditätsprobleme zu bekommen.

Ab 1. Februar 2014 müssen Überweisungen und Lastschriften durchgängig im neuen SEPA-Format abgewickelt werden. Transaktionen im alten Format dürfen laut EU-Verordnung von den Banken ab diesem Zeitpunkt nicht mehr ausgeführt werden. Von der Umstellung betroffen sind sämtliche Abteilungen eines Unternehmens, die mit bargeldlosem Zahlungsverkehr zu tun haben: etwa IT, Buchhaltung, Vertrieb, Einkauf oder die Personalabteilung.

Durch SEPA ist vor allem die beliebte und preiswerte Lastschrift bei Internet-Käufen in Gefahr. Der Grund ist das so genannte Online-Mandat: Es dient dem Betreiber eines Internet-Shops als Nachweis, bei der Bank seines Kunden Geld abbuchen zu dürfen. Laut Vorgaben der Banken muss ein solches Mandat ab 1. Februar 2014 in einer schriftlichen Form vorliegen. Deutsche Banken haben die SEPA-Anforderungen bislang besonders strikt ausgelegt – das würde einen hohen Mehraufwand für Kunden und Shopbetreiber bedeuten. Laut Studie will daher jeder zehnte Online-Händler die Lastschrift als mögliches Bezahlverfahren in seinem Webshop abschaffen.

Der deutsche Gesetzgeber hat die Bankenwirtschaft aufgefordert, weiterhin Lastschriften beim E-Commerce zu ermöglichen. Der SEPA-Rat hat sich auf seiner jüngsten Sitzung am 21.8.2013 dieses Problems angenommen: Bundesbank und Bundesfinanzministerium drängen darauf, Online- Mandate in der bisherigen Form auch zukünftig zu akzeptieren. (js)