Einschlagsrisiko kurz über 3 Prozent: Asteroid 2024 YR₄ übertrifft Apophis

Bevor die jüngsten Messungen einen Einschlag auf der Erde wieder unwahrscheinlicher erscheinen ließen, hat 2024 YR₄ einen Jahrzehntealten Rekord gebrochen.

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Künstlerische Darstellung eines Asteroiden, im Hintergrund die Erde

(Bild: Dima Zel/Shutterstock.com)

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Der erdnahe Asteroid 2024 YR4 hat mit einer vorübergehenden Einschlagwahrscheinlichkeit von mehr als drei Prozent den bisherigen Höchstwert für einen Himmelskörper von signifikanter Größe überschritten. Den hielt bislang Apophis mit einem Wert von 2,7 Prozent. Außerdem hält 2024 YR4 jetzt den Rekord für die längste Zeit, in der eine Einschlagwahrscheinlichkeit von mehr als einem Prozent ermittelt wurde. Das hat die Europäische Weltraumagentur ermittelt, kurz bevor das errechnete Risiko jetzt erneut merklich gesunken ist. Mittlerweile steht der Asteroid auf den Listen der NASA und ESA wieder bei einer Einschlagwahrscheinlichkeit von 1,5 beziehungsweise 1,4 Prozent.

Noch liegt die Erde im Unsicherheitsbereich, aber womöglich nicht mehr lange.

(Bild: ESA)

Wie die ESA auch mithilfe von Grafiken erläutert, sinkt mit der zunehmenden Zahl der Beobachtungen des Asteroiden die Unsicherheit bezüglich seiner genauen Route kurz vor Weihnachten 2032. Solange die Erde sich aber innerhalb dieses Bereichs befindet, kann sich die ermittelte Wahrscheinlichkeit einer Kollision erhöhen. Erst, wenn sich die Erde außerhalb des Unsicherheitsbereichs befindet, wird die Einschlagwahrscheinlichkeit auf 0 sinken. Eine weitere Grafik verdeutlicht die sinkende Unsicherheit und macht deutlich, dass dieses Herausfallen schon in wenigen Tagen erfolgen könnte. Das wäre dann schon, bevor das Weltraumteleskop James Webb abschließende Sicherheit zum Orbit des Himmelskörpers liefern kann.

Die Veränderung der Unsicherheit, LD ist die Distanz zwischen Erde und Mond

(Bild: ESA)

2024 YR4 ist nach aktuellen Schätzungen zwischen 40 und 90 Meter groß. Sollte eher der kleinere Wert zutreffen, wären Folgen eines Einschlags lokal begrenzt; bei einem größeren Asteroiden wären die Auswirkungen mindestens regional. Eine präzisere Angabe zur Größe wird aber wohl erst das Weltraumteleskop James Webb liefern. Der Asteroid wurde Ende Dezember entdeckt, seit Wochen führt er nun die Liste der riskantesten Himmelskörper von ESA und NASA an. Zwar ist weiterhin davon auszugehen, dass er die Erde verfehlen wird, aber die Dauer seines Verbleibs an dieser Position ist ungewöhnlich lang.

Auf der sogenannten Turiner Skala zur Klassifizierung der Gefahr durch Asteroiden steht 2024 YR4 unverändert bei Klasse 3. Auch deshalb haben Gremien zur planetaren Verteidigung bereits begonnen, sich mit ihm auseinanderzusetzen. In dieser Woche hat außerdem der deutsche Raumfahrtkonzern OHB mitgeteilt, an Plänen für eine mögliche Abwehrmission zu arbeiten. Die könnte sich beispielsweise zunutze machen, dass der Asteroid 2028 noch einmal an der Erde vorbeikommt. Danach könnte er mithilfe einer Sonde minimal abgelenkt werden, damit er die Erde beim nächsten Rendezvous auch sicher verfehlt. Die Wahrscheinlichkeit, dass das nötig wird, bleibt aber minimal.

(mho)