Einzelne Bitcoin-Transaktion im Milliardenwert sorgt für Spekulationen

Ein Bitcoin-Vermögen im Wert von über einer Milliarde US-Dollar wurde auf der Blockchain bewegt. Waren es Silk-Road-Coins? Wurde eine Wallet-Datei geknackt?

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(Bild: mk1one/Shutterstock.com)

Update
Lesezeit: 4 Min.

Ein seit mehreren Jahren nicht mehr bewegtes Kryptogeldguthaben von rund 69.396 Bitcoin ist erstmals wieder transferiert worden und hat für Aufsehen in der Kryptogeldcommunity gesorgt. Der Bitcoinschatz ist derzeit etwas über eine Milliarde US-Dollar beziehungsweise rund 850 Millionen Euro wert – laut dem Analysedienst Elliptic handelte es sich bis dato um das viertgrößte auf einer einzelnen Adresse geparkte Bitcoinguthaben überhaupt.

Das Geld wurde in der Nacht des vergangenen Dienstags von der Adresse 1HQ3Go3ggs8pFnXuHVHRytPCq5fGG8Hbhx auf eine frische Adresse transferiert. Elliptic-Chef Tom Robinson geht davon aus, dass es sich hierbei um Gelder aus Beständen des 2013 vom US-Strafverfolgern geschlossenen Darknet-Drogenmarktplatzes Silk Road handelt. Blockchain-Analysen hätten seinem Blogeintrag nach ergeben, dass eine hohe Bitcoinsumme (damals im Wert von rund 350.000 US-Dollar) im Mai 2012 die Wallet der Silk Road verlassen habe, und mit Zwischenstopps schließlich im April 2013 auf der Adresse 1HQ3… gelandet sei. Abgesehen von einer Auszahlung von 101 Bitcoin zur Börse Btc-e im Jahr 2015 habe es seitdem keine Abhebungen mehr von der Adresse gegeben. Btc-e wurde 2017 wegen des Vorwurfs massiver Geldwäsche geschlossen.

Auch eine Analyse der c‘t, nachzulesen im Artikel "Bitttrug" in dem am Freitag erscheinenden Heft 24/20, spricht für einen Silk-Road-Hintergrund. Demnach stammt das Geld zu einem großen Teil aus dem Bitcoin-Mixer der Silk Road, möglicherweise gehört es einem ehemaligen Händler auf der Plattform. Auf besagter Adresse wurde offenbar ein zuvor sorgfältig zerlegtes großes Vermögen wiedervereint, was auf das Werk eines Profis deutet.

Wer nun hinter dieser Riesentransaktion stehen könnte, darüber wird fleißig spekuliert. Dass es der als Silk-Road-Betreiber 2015 verurteilte US-Amerikaner Ross Ulbricht selber sein könnte, wirkt unwahrscheinlich, sofern er nicht im Gefängnis die Möglichkeit hat, Bitcoin-Transaktionen durchzuführen.

Bereits seit längerem kursiert aber auch schon eine verschlüsselte Wallet-Datei, die angeblich genau den Private Key für diese Adresse enthalten soll, wie das Online-Magazin Vice berichtete. Seit rund zwei Jahren versuchten sich Hacker daran, sie zu entschlüsseln, schrieb etwa Alon Gal, CTO der Sicherheitsfirma Under the breach, in einem Tweet vom September dazu. Und gab bekannt, es auch gleich selber mit der Datei zu versuchen.

Gal und Elliptic-Chef Robinson mutmaßen, dass es jemandem gelungen sein könnte und die unbekannten Walletknacker sich jetzt bedienten. Das setzt aber nicht nur ein gelungenes Brute-Force-Knacken einer Verschlüsselung mit AES-256-CBC und SHA-512 voraus, sondern vor allem auch, dass es sich nicht um eine gefälschte Datei handelt.

Doch eine Fälschung ist sehr wahrscheinlich, wie die c‘t schreibt: Es dürfte sich bei dieser Walletdatei um das Produkt einer schon seit mehreren Jahren genutzten Betrugsmasche handeln. Dabei werden fingierte Wallets mit angeblichen Keys für große Guthaben zum Kauf angeboten, zu denen leider, leider das Passwort verloren sei. Zuletzt, wenn sich damit keine hohen Preise mehr erzielen lassen, landen solche Dateien dann auf Plattformen wie AllPrivateKeys, wo Wallets teilweise für wenige Euro gehandelt werden.

Welchem Zweck das Umparken der Riesensumme dient, bleibt letztlich unklar. Vom Diebstahl der Private Keys bis hin zu einem der berüchtigen Bitcoin-Wale, der nun sein Vermögen für Marktmanipulationen im aktuellen Kryptoboom in Stellung bringt, ist alles Mögliche denkbar. Auch wer nun genau hinter der Riesensumme steht, ist bis auf Weiteres offen. Die Blockchain schweigt sich dazu aus.

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[Update 06.11.2020 – 08:15 Uhr] Inzwischen hat das US-Justizministerium mitgeteilt, dass die Bitcoin sichergestellt wurden. Es handle sich um die umfangreichste Beschlagnahmung von Kryptogeld überhaupt. Mehr dazu in Kürze auf heise online.

(axk)