c't Extra 2020
S. 164
Geschichten
Handel im Darknet
Bild: Albert Hulm

Razzia in der Silk Road

Wie das Amazon des Darknet aufflog

Von 2011 bis 2013 war die Silk Road ein florierender Umschlagplatz für Drogen und Waffen im Darknet. Auf die Spur kamen die Ermittler dem Betreiber durch einen Trick.

Von Klaus Schmeh

Eine Szene wie aus einem Hollywood-Film: In einer Bibliothek in San Francisco inszenierten zwei als Liebespaar getarnte Polizisten des FBI einen Streit, mit dem sie den an seinem Laptop sitzenden Bibliotheksbesucher Ross Ulbricht kurz ablenkten. Ein dritter Polizist war zur Stelle und nahm Ulbrichts Rechner an sich, bevor dieser ihn sperren konnte. Während Ulbricht verhaftet wurde, kopierten IT-Spezialisten die auf dem Laptop gespeicherten Daten auf eine USB-Festplatte.

Mit der Verhaftung Ulbrichts endete nach zweieinhalb Jahren die Geschichte von Silk Road, jener illegalen Online-Plattform, die dem Drogenhandel im Internet eine erste große Blüte beschert hatte. Ulbricht, Jahrgang 1984, war Gründer und Kopf des Darknet-Marktplatzes. 2010 hatte der Computerexperte aus Texas mit der Umsetzung begonnen, im Januar 2011 ging Silk Road online. Unter dem Pseudonym Dread Pirate Roberts (nach einer Figur aus dem Fantasyfilm „Die Braut des Prinzen“) leitete Ulbricht eine schnell wachsende Handelsplattform, auf der es neben Drogen, Raubkopien, gefälschten Ausweisen und Waffen auch einige legale Waren zu kaufen gab. Da Ulbricht den Betrieb von Silk Road schon bald nicht mehr alleine bewältigen konnte, heuerte er Mitarbeiter an, die Administrationszugänge erhielten, aber meist anonym blieben.

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