Elektrikprobleme: Betroffene Boeing 737 Max sollen bald wieder fliegen dürfen

Zwar können die Boeing 737 Max nach neuerlichen Reparaturen wieder ihren Dienst aufnehmen, China verweigert aber weiter die Zulassung.

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(Bild: Boeing)

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Die von Elektrikproblemen betroffenen Boeing 737 Max, die seit April nicht mehr starten durften, werden in wenigen Tagen repariert und sollen dann wieder in die Luft gehen. Die US-Bundesluftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA) hat Boeing dazu die Genehmigung zur Behebung des Problems mit der Stromversorgung bei weltweit 106 Boeing 737 Max gegeben, wie Boeing und die FAA mitteilten. Die Fluggesellschaften, bei denen die 737 Max Maschinen im Einsatz sind, können nun mit den Reparaturarbeiten beginnen.

Von den Fehlern im Stromversorgungssystem der Passagiermaschinen ist etwa ein Viertel der Boeing-737-Max-Flotte weltweit betroffen. Der Fehler könne bei den 737 Max dazu führen, dass "kritische Funktionen" ausfallen und zu weiteren Komplikationen der Cockpit-Systeme führen könnten, die "einen sicheren Flug und eine sichere Landung verhindern könnten", hieß es von der FAA. Boeing hatte die Maschinen daraufhin freiwillig aus dem Flugverkehr abgezogen. Auch neue Auslieferungen an Airlines gerieten ins Stocken. Ein Startverbot hatte die FAA nicht verhängt.

Die Behebung der Mängel dauere pro Flugzeug nur wenige Tage, heißt es von Boeing. Die Kosten belaufen sich auf etwa 2200 US-Dollar pro Flugzeug.

Dieser Vorfall ist nur einer von vielen in der Geschichte der 737 Max: Nach zwei Abstürzen 2018 und 2019 aufgrund eines fehlerhaften Steuerungsprogramms und weiterer technischer Mängel erfolgte ein rund zwei Jahre anhaltendes Flugverbot, das 2020 nach Beseitigung der Mängel weitgehend aufgehoben wurde.

Die Untersuchungen der Unfälle der 737-Max-Maschinen der indonesischen Lion Air und Ethiopian Airlines, bei denen 346 Menschen starben, brachten zusätzlich Verheimlichungen und Aufsichtsversagen ans Licht. Dabei geriet auch die FAA in die Kritik. Sie soll bei der Zertifizierung der 737 Max nicht ausreichend kontrolliert haben. In Chats der FAA hieß es damals: "Dieses Flugzeug ist von Clowns entworfen, die wiederum von Affen beaufsichtigt werden." Trotzdem kam das Flugzeug auf den Markt. Boeing hatte den Typ aus heutiger Sicht wohl überstürzt auf den Markt gebracht, um sich gegenüber dem Konkurrenten Airbus einen Vorteil zu verschaffen.

Die chinesische Flugaufsichtsbehörde CAAC bleibt bei ihrer Bewertung der Zulassung der 737 Max weiterhin hart. Der Betrieb im chinesischen Luftraum ist weiterhin untersagt. Vordergründig sollen Sicherheitsbedenken dagegensprechen. Allerdings scheinen die anhaltenden wirtschaftlichen Spannungen zwischen den USA und China ursächlich zu sein. Der Regierungsberater für Internationale Beziehungen Shi Yinyong hatte Anfang Mai in der South China Morning Post angedeutet, dass "China eine Wiederaufnahme dieser Flüge wahrscheinlich nie genehmigen" wird.

Für Boeing bedeutet dies eine weitere Verschlechterung des Geschäfts in ohnehin schwierigen Zeiten. Die Flugverbote nach den Abstürzen war mit Auslieferungsstopps verbunden und hat dicke Löcher in die Kasse von Boeing gerissen. Die Coronavirus-Pandemie hat zusätzlich den Reise-Flugverkehr reduziert, was den Absatz von 737 Max ausbremst.

Der andauernde wirtschaftliche und politische Konflikt zwischen den USA und China hilft dem US-Konzern da nicht. China ist ein wichtiger Markt für das Luftfahrtunternehmen. Rund ein Viertel der 737-Max-Flotte ging vor dem Beginn der Schwierigkeiten mit den Maschinen an China. Chinesische Airlines wie China South Airlines und China Eastern Airlines haben jeweils knapp 50 Maschinen bestellt. Sie rechnen nun erst mit einer Auslieferung 2022 oder 2023. Sollte die Zulassung der 737 Max nicht erfolgen, gerät Boeing weiter in Bedrängnis.

Boeing gibt sich aber optimistisch und rechnet mit einer Wiederzulassung im zweiten Halbjahr 2021. Dazu müsste sich allerdings die politische Lage zwischen den USA und China verbessern.

(olb)