Elektro-Tragflächenboot Candela P-12 kommt im Sommer

Mit seinem elektrischen Tragflächenboot P-12 für den Personenverkehr will Candela die Branche umkrempeln und plant eine weltweite Expansion.

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Die Candela P-12. Hier in einem Rendering.

(Bild: Candela)

Lesezeit: 3 Min.

Nach den Freizeitbooten C-7 und C-8 will Candela im Sommer das für den kommerziellen Einsatz gedachte elektrisch betriebene Tragflächenboot P-12 herausbringen, um den Personenfährtransport fossilfrei zu gestalten. Dafür hat das Unternehmen nun eine Finanzspritze von rund 210 Millionen Schwedische Kronen, etwa 18,8 Millionen Euro, erhalten, wie das US-Magazin Techcrunch erfahren hat.

EQT Ventures und die beiden Investoren Joel Eklund (Fosielund Holding AB) sowie Svantje Nilo Bengtosson (Marktnadspotential AB) haben unter Beteiligung von Ocean Zero LLC die knapp 19 Millionen Euro aufgebracht, um die Entwicklung der vollelektrischen Fähre abzuschließen und die Produktion zu starten. Das Ziel von Candela: den öffentlichen Wassernahverkehr zu revolutionieren und CO₂-frei zu machen.

Das soll mit dem P-12 gelingen, das rein elektrisch angetrieben ist und bis zu 30 Passagiere aufnehmen kann. Das Tragflächenboot gleitet auf zwei computergesteuerten Unterwasserflügeln über das Wasser. Die Reichweite beträgt bis zu 60 Seemeilen bei einer Reisegeschwindigkeit von 27 Knoten, etwa 50 km/h.

Nach Angaben von Candela soll das Boot 80 Prozent weniger Energie verbrauchen als ein herkömmliches, mit Diesel angetriebenes Schiff. Damit ist es umweltfreundlicher und wohl auch kostengünstiger zu betreiben. Denn der Elektroantrieb ist wartungsarmer und verursacht weniger Kosten. So verfügt die Candela P-12 über einen Gondelmotor, der kein Getriebe hat, trocken unter Wasser läuft und entsprechend kein Öl benötigt.

Die Größe der Candela P-12 sei im Vergleich zu den Fähren, die in Oslo, Stockholm und New York eingesetzt werden, auf den ersten Blick klein, erklärte Gustav Hasselskog, Gründer und CEO von Candela. Allerdings seien diese mit Kapazitäten von 300 Passagieren kaum ausgelastet, habe eine Untersuchung in Stockholm, Istanbul und San Francisco ergeben. In Stockholm beispielsweise betrage die Auslastung lediglich 5 Prozent. Entsprechend ergebe ein Boot mit nur 30 Passagieren einen Sinn, zumal dann ein Mitarbeiter statt drei benötigt werde, was die Kosten weiter drücke.

Auch könnten die kleineren Boote flexibler eingesetzt werden. Statt nach einem festen Fahrplan zu fahren, erfolgen die Fahrten dann auf Abruf, was kosteneffizienter ist. Um das überhaupt gewährleisten zu können, entwickelt Candela eine eigene Software, die eine Routenplanung der gesamten Flotte in Echtzeit ermöglicht.

Zunächst soll es im Sommer in Stockholm mit einem ersten Boot losgehen. Das Tragflächenboot P-12 wird dort von einem Vorort der Stadt in das Zentrum pendeln. Statt 50 Minuten mit dem Bus soll der Wassertransfer nur rund 25 Minuten dauern. In Stockholm gibt es derzeit 35 große Fährschiffe. Candela will sie durch 120 der eigenen P-12-Boote ersetzen und plant von dort aus dann eine weltweite Expansion. Mit Kunden in beispielsweise Hongkong, Sidney, New York und San Francisco sei man bereits im Gespräch.

(olb)