Elektro-Tragflächenfähre Candela P-12 geht nach Testfahrt in Serienproduktion

Die Hydofoil-Elektrofähre Candela P-12 soll 2024 erstmals den Fährbetrieb in Stockholm aufnehmen. Die Serienproduktion hat bereits begonnen.

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Die Candela P-12 Elektrofähre bei einer Testfahrt.

(Bild: Candela Boats)

Lesezeit: 4 Min.

Der schwedische Elektroboothersteller Candela hat Testfahrten seines elektrisch angetriebenen Tragflächenboots Candela P-12 Shuttle erfolgreich abgeschlossen. Das teilte Candela am Donnerstag mit. Die Serienproduktion hat nun begonnen. Eigentlich hätte das Boots schon im Sommer erscheinen sollen.

Die P-12-Fähre nutzt dieselbe Tragflächentechnik wie die anderen von Candela gebauten elektrischen Hydrofoil-Boote, wie etwa die Candela C-8, die bereits einen Langstreckenrekord erzielen konnte. Die Hydrofoil-Technik der P-12 fällt allerdings größer aus als bei der kleineren C-8. Kein Wunder, denn die Fähre ist schwerer und für den Transport von bis zu 30 Passagieren ausgelegt.

Der Vorteil der Tragflächentechnik liegt auf der Hand: Die Fähre hebt sich in der Fahrt über computergesteuerte Tragflächen aus dem Wasser heraus, bei der P-12 ab etwa 9 Knoten, 16,7 km/h. Der Rumpf schwebt so über dem Wasser und erzeugt keinen Widerstand. Bis zu 80 Prozent Energieersparnis im Vergleich zu herkömmlicher Bootstechnik ist so möglich. Das macht die Candela P-12 für den Fährbetrieb interessant, denn sie kann länger im Fähreinsatz fahren, ohne ständig nachgeladen werden zu müssen. Das Laden kann aber schnell an jedem DC-Charger erfolgen, der auch Elektroautos aufladen kann. Die Ladeinfrastruktur an Häfen ist somit preiswert zu realisieren.

Das Boot erreicht mit seiner 252-kWh-Batterie eine Reichweite von bis zu 54 Seemeilen, etwa 100 km. Angetrieben wird die P-12 von zwei elektrischen C-POD-Motoren am Heck mit einer Leistung von 340 kW, die ohne Getriebe auskommen. Das soll die Wartungskosten senken, verspricht Candela.

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Die erzielbare Reichweite reicht für einen Fährbetrieb im Küstenbereich aus. Neben dem niedrigen Energieverbrauch hat die Hydrofoil-Technik einen weiteren Vorteil: Das Boot entwickelt keine Bugwelle. Im küstennahen Einsatz ist das ein entscheidendes Argument für eine solche Fähre, denn die Erosionen, die durch Bugwellen an Küsten und Kanälen verursacht werden, entfallen dadurch. In Venedig etwa müssen die Boote wegen ihrer Bugwellen und möglicher Erosionen langsamer fahren, die Candela P-12 könnte dort mit hoher Geschwindigkeit ihren Fährdienst verrichten.

Für die Bedienung des Boots reicht eine Person aus. Sie kann das Boot allein steuern und betreiben. Das soll einen wirtschaftlichen Fährbetrieb ermöglichen. Dazu gehört auch das Bedienen der Bootsrampe am Bug. Sie kann an Kaihöhen zwischen 0,2 m und 2 m angepasst werden, sodass eine flexible Anlandung möglich ist und Passagiere bequem ein- und aussteigen können. Änderungen am Dock sind dafür nicht nötig.

Die Zeit für die Stopps soll dann lediglich zwei Minuten betragen. Die Gesamtbetriebskosten sollen zusammen mit der Energieeffizienz etwa bei 50 Prozent dessen liegen, was eine vergleichbare Diesel-Fähre pro Passagierkilometer verursacht, rechnet Candela vor.

Die Fähre wird laut Candela in unterschiedlichen Ausstattungsvarianten erhältlich sein. Die einfache Fähre bietet 30 Passagieren Platz, die Luxus-Variante kann dagegen lediglich zwischen zwölf und 20 Passagiere aufnehmen. Die Innenausstattung ist dann hochwertiger angelegt. Prinzipiell seien hier aber auch individuelle Anpassungen möglich.

Candela hat nach den abschließenden Testfahrten mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 30 Knoten, die in 16 Sekunden erreicht werden, die Produktion im Candela-Werk in Stockholm aufgenommen. Dort entsteht nun die erste Serienfähre. Sie soll 2024 in Stockholm in das öffentliche Verkehrssystem integriert werden und ihren Fährbetrieb aufnehmen.

Geplant ist, dass die P-12 bis zu 30 Passagiere zwischen dem Inselvorort Ekerö und dem Stadtzentrum transportiert. Durch eine Ausnahmegenehmigung der Stadt darf die Fähre schneller als herkömmliche Boote fahren. Die Pendelzeit verkürzt sich dadurch von 55 auf 25 Minuten. Die Fähre soll damit das schnellste Transportmittel auf dieser Strecke sein – schneller als Bus, Bahn oder Auto an Land.

Candela bietet die P-12 für 1,7 Millionen Euro an, in etwa genau so viel, wie vergleichbare Diesel-Fähren gleicher Größe kosten.

(olb)