Elektroindustrie: Hürden bei Digitalisierung aus dem Weg räumen
Eine Umfrage zeigt: Mehr als jedes zehnte Unternehmen der Elektrobranche kann wegen langsamer Internetanbindung kein digitales Geschäftsmodell umsetzen.
Lücken bei der Versorgung mit schnellem Internet bremsen immer noch viele Unternehmen in Deutschland bei der Digitalisierung aus. Zwar habe sich die Situation beim Breitbandausbau verbessert, stellte der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) am Montag anhand einer Umfrage in der Branche fest. Die Situation sei aber "noch längst nicht zufriedenstellend".
Schleppende Digitalisierung – vor allem auf dem Land
Sahen 2016 noch rund ein Viertel der Befragten im mangelnden Breitbandausbau eine Ursache schleppender Digitalisierung, seien es jetzt noch zwölf Prozent. "Im Umkehrschluss heißt dies, dass mehr als jedes zehnte Unternehmen nicht über die Grundlage verfügt, digitale Geschäftsmodelle umzusetzen", so das Fazit des Verbandes. Dies betreffe vor allem kleine und mittlere Unternehmen, die oft auf dem Land sitzen. Befragt wurden 139 Unternehmen, die nach ZVEI-Angaben für ein Drittel des Jahresumsatzes der Branche stehen.
Die neue Bundesregierung forderte der ZVEI auf, technologische Innovationen, Künstliche Intelligenz (KI) und datengetriebene Geschäftsmodelle aktiver zu fördern. "KI-basierte Lösungen und Algorithmen sind schon längst Teil unseres Alltags. Mehr denn je gilt es jetzt, ihre Chancen zu nutzen und nicht vor möglichen Risiken zu erstarren. Dazu müssen regulative und bürokratische Hürden endlich abgebaut werden", mahnte ZVEI-Präsident Gunther Kegel. Besonders die Coronavirus-Epidemie hat gezeigt, dass digitale Geschäftsmodelle für Unternehmen rasch überlebenswichtig werden und auch gegen künftige Krisen schützen können.
Fehlende Rechtssicherheit trotz DSGVO
Für mehr als ein Drittel der Elektrounternehmen sei fehlende Rechtssicherheit ein wesentliches Hemmnis bei der Digitalisierung. "Die neue Bundesregierung muss einen pragmatischen Weg finden, wie sich auch personenbezogene Daten rechtssicher im Rahmen der DSGVO nutzen lassen – etwa durch klar definierte Anonymisierungsverfahren", forderte der ZVEI.
Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der Europäischen Union regelt die Verarbeitung personenbezogener Daten durch private Unternehmen und öffentliche Stellen. Sie soll sicherstellen, dass personenbezogene Daten innerhalb der Europäischen Union geschützt sind, gleichzeitig aber den freien Datenverkehr innerhalb des Europäischen Binnenmarktes gewährleisten. Auch nach drei Jahren sieht die EU-Kommission noch keinen Bedarf für eine Novelle der Datenschutz-Grundverordnung, doch Verbände und Forscher fordern immer lauter Korrekturen.
(tiw)