Elektromobilität: Versicherer warnt vor Bränden durch Lithium-Ionen-Batterien

Immer mehr Brände durch Elektrizität entstehen durch defekte Lithium-Ionen-Akkus. Aufgrund hoher Zahlen in Großbritannien warnt jetzt eine große Versicherung.

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Brennender Akku beim E-Bike

Manchmal fangen Akkus von E-Bikes beim Laden an zu brennen.

(Bild: Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer)

Lesezeit: 6 Min.
Inhaltsverzeichnis

Nicht nur in Deutschland brennen immer häufiger E-Bikes, auch die britischen Feuerwehren verzeichnen für 2023 einen Anstieg von 46 Prozent bei Bränden, die mit Lithium-Ionen-Batterien in Verbindung stehen. Diese unter anderem in E-Bikes, E-Rollern und E-Autos eingesetzten Akkus waren im vergangenen Jahr in Großbritannien an fast drei Bränden pro Tag beteiligt, verglichen mit weniger als zwei Bränden pro Tag im Vorjahr. Die Versicherungsgesellschaft QBE European Operations warnt daher und fordert Verbesserungen bei der Sicherheit von Lithium-Ionen-Batterien, da die durch sie verursachten Brände anders brennen und das Risiko von Verletzungen sowie Sachschäden erhöhen.

Fast ein Drittel der erfassten Lithium-Ionen-Brände betrafen E-Bikes. Sie waren für 270 registrierte Brände im Jahr 2023 verantwortlich, ein Anstieg von 70 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im gleichen Zeitraum stiegen die Brände, die E-Scooter betrafen, um sieben Prozent. Angesichts der zunehmenden Beliebtheit elektrischer Transportmittel besteht ein größerer Bedarf an Aufklärung darüber, wie man Brände, die durch Lithium-Ionen-Batterien verursacht werden, verhindern und sicher bekämpfen kann.

Die von QBE gesammelten Daten zeigen, dass die Brände, die Elektroautos betrafen, um 33 Prozent von 89 im Jahr 2022 auf 118 im Jahr 2023 gestiegen sind. Dies bleibt eine niedrige Zahl im Vergleich zu einer Million Elektroautos auf britischen Straßen. Die gesammelten Daten zeigen auch, dass die Brände, die E-Busse betrafen, im vergangenen Jahr von 16 auf 22 gestiegen sind, während die Zahl der E-Lastkraftwagen betreffenden Brände von 3 auf 12 gestiegen ist.

Inzwischen seien "Defekte von Lithium-Ionen-Akkus" mit 20 Prozent die häufigste Ursache bei durch Elektrizität verursachten Bränden, die insgesamt etwa ein Drittel aller Schadenfeuer betreffen, schreibt das Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung (IFS). Das IFS beobachte seit rund zehn Jahren "einen ebenso deutlichen wie kontinuierlichen Anstieg von Akkubränden". Dabei entstünden Dreiviertel solcher Brände in der Ladephase.

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"Die Akkus sollten darum nicht komplett unbeaufsichtigt geladen werden", rät der Chemiker und IFS Geschäftsführer Hans-Hermann Drews. In Räumen, in denen Akkus geladen werden, sollte sich ein Rauchmelder befinden und jemand sollte auf den Alarm reagieren können.

Fluch und Segen der Akkus sei, dass sie "eine vergleichsweise hohe Energiedichte" haben und darum "besonders gut geeignet für mobile Anwendungen", gleichzeitig aber auch sehr empfindlich bei Belastung seien und im Falle eines Defektes ihre gespeicherte Energie schnell "in einer heftigen Reaktion" abgeben können.

Ob beim Staubsauger oder den Computerlautsprechern, der Einsatz von Lithium-Ionen-Akkus wird immer breiter. "Seit einigen Jahren stehen mehr als die Hälfte aller Produktrückrufe wegen Brandgefahr im Zusammenhang mit Lithium-Ionen-Akkus", so das IFS und warnt dabei vor allem vor "besonders preisgünstige No-Name-Artikel" und "billigen Austauschakkus" sowie Produktfälschungen.

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"In einem Akkupack regelt ein Batteriemanagementsystem (BMS) das gleichmäßige Laden der einzelnen Zellen. Bei Fehlern kommt es zur Überladung und häufig zum Brandausbruch", so das IFS. Bei Untersuchungen von billigen Akkupacks und Ladegeräten seien erhebliche Mängel festgestellt worden. Das IFS empfiehlt unter anderem, Lithium-Ionen-Akkus vor mechanischen Belastungen und "besonders hohen und niedrigen Temperaturen" zu schützen und beim Kauf auf deren Qualität zu achten. Gerade E-Bike-Akkus sind durch Temperaturunterschieden, Feuchtigkeit und Vibrationen einer hohen mechanischen Belastung ausgesetzt.

Verschiedene Verkehrsunternehmen, beispielsweise in der Region Hannover, verbieten bereits die Mitnahme von E-Tretrollern in Bussen und Bahnen. "Wir haben uns der Empfehlung des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen angeschlossen und E-Scooter verboten", sagte ein Sprecher der Üstra Hannoversche Verkehrsbetriebe der dpa.

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hatte sich Ende April, auch aufgrund zweier zuvor in Auftrag gegebener Gutachten, dafür ausgesprochen, die Sicherheitsanforderungen an Batterien von E-Scootern auf das gleiche Niveau wie beispielsweise bei Pedelecs zu heben. Schließlich seien die Auswirkungen brennender Akkus und Batterien auf der Straße anders als in geschlossenen Räumen wie Bussen oder Bahnen, teilte der VDV mit. Insbesondere die Rauchentwicklung und mögliche Brände im Ein- und Ausstiegsbereich könnten die Gesundheit aller Fahrgäste erheblich gefährden. Deshalb müsse die Regelungslücke für E-Scooter geschlossen werden, forderte der VDV.

Auch der TÜV-Verband hatte in einer Pressemitteilung vor E-Scootern ohne "Allgemeine Betriebserlaubnis" gewarnt, wies aber zugleich darauf hin, dass ein Verbot von E-Scootern in Bussen und Bahnen "ein starker Einschnitt [sei], der sorgfältig abgewogen werden müsse". Erst kürzlich hat der Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (VBN) vom 1. Juni an die Mitnahme von E-Scootern in Bussen und Straßenbahnen verboten. Grund sei die fehlende Zertifizierung der Lithium-Ionen-Akkus, die in den E-Tretrollern verwendet werden, teilte eine Sprecherin am Dienstag der dpa mit. Brandschutztechnische Gutachten hätten nach einigen Vorfällen mit E-Scootern auf die unzureichenden Normen bei den Akkus hingewiesen, hieß es von einer VPN-Sprecherin.

Das Verbot würde aufgehoben, sobald eine Zertifizierung innerhalb der EU gesetzlich geregelt sei und derzeitige Risiken nicht mehr bestünden. Laut der Sprecherin gilt das Verbot ausschließlich für E-Scooter. Die Batterien anderer Elektrofahrzeuge – etwa E-Fahrräder, E-Rollstühle und E-Seniorenmobile – würden höhere Sicherheitsanforderungen entsprechen. Damit sollen Fahrgäste und Personal vor Akkubränden geschützt werden.

(mack)