Elektronische Gesundheitskarte: Ärzte fühlen sich düpiert

Vertreter der beiden großen deutschen Ärzteverbände haben Pläne des Bundesgesundheitsministeriums, die Testphase zur Einführung der elektronischen Gesundheitskarte zu verkürzen, scharf kritisiert.

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Von
  • Detlef Borchers

Vertreter des Hartmannbundes und des Marburger Bundes, der beiden größten deutschen Ärzteverbände, haben sich gegen die Pläne des Bundesgesundheitsministeriums ausgesprochen, die Testläufe zu verkürzen und die elektronische Gesundheitskarte schneller auszugeben. Ulrich Montgomery, der Vorsitzende des Marburger Bundes, kritisierte in seiner Stellungnahme den Plan, die 100.000er-Tests der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) ausfallen zu lassen, als Schnellschuss.

Dabei machte Montgomery auf das eigentliche Problem der Ärzte aufmerksam: "Wenn das Gesundheitsministerium die flächendeckende Ausgabe der Karte bereits fürs zweite Quartal des kommenden Jahres ankündigt, sind die Bedenken der Ärzteschaft offenbar gänzlich unberücksichtigt geblieben." Erst im Mai hatte der Deutsche Ärztetag die elektronische Gesundheitskarte abgelehnt und Bedenken gegen die Digitalisierung des Verhältnisses zwischen Arzt und Patient geäußert.

Ähnlich verärgert zeigte sich auch Kuno Winn, der Vorsitzende des Hartmannbundes. Er bezeichnete das Vorgehen als Schlag ins Gesicht der Ärzte. Den Wegfall des 100.000er Tests charakterisierte Winn als Ignoranz gegenüber den offenbar vermehrt auftretenden Problemen im 10.000er-Test. "Es grenzt an eine Farce, wenn der Staatssekretär zudem vermeldet, dass bis zur Kartenausgabe im zweiten Quartal 2008 jede Praxis mit einem entsprechenden Lesegerät ausgestattet sein soll", so Winn in der Stellungnahme unter Verweis auf die anstehenden Verhandlungen zur Finanzierung der neuen Hardware in Praxen und Apotheken. Es sei nicht einmal klar, ob bis dahin die notwendige Hardware (Kartenlesegeräte und VPN-Konnektoren) im ausreichenden Maße vorhanden sei.

Siehe dazu auch den Online-Artikel in c't – Hintergrund mit Links zur aktuellen und bisherigen Berichterstattung über die elektronische Gesundheitskarte und die Reform des Gesundheitswesens:

(Detlef Borchers) / (vbr)