Elektronische Patientenakte: Ministerium hofft auf bundesweiten Rollout ab April
Wird die elektronische Patientenakte bald in ganz Deutschland befĂĽllt? Das Bundesgesundheitsministerium hofft es zumindest und kĂĽndigt einen Rollout-Plan an.

(Bild: PopTika/Shutterstock.com)
Bald soll die elektronische Patientenakte womöglich in ganz Deutschland starten und befüllt werden. Bisher wurde für alle gesetzlich Versicherten, die nicht widersprochen haben, eine angelegt. "Momentan werten wir die Testphase aus, und in Kürze werden wir auch den genauen Rollout-Plan vorstellen", erklärte dazu eine Sprecherin in der Bundespressekonferenz. "Wir sind weiterhin zuversichtlich, den angekündigten Zeitplan halten zu können und zu Beginn des zweiten Quartals den Rollout starten zu können", so die Sprecherin.
Sicherheit soll vorgehen
Außerdem soll noch eine Auswertung des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik folgen. Klar sei, dass die ePA erst bundesweit startet, "wenn die Sicherheitsupdates installiert sind". Bereits seit August 2024 sind den Verantwortlichen Sicherheitslücken bei der elektronischen Patientenakte bekannt. Ob die Systeme inzwischen sicher sind, muss vom BSI bestätigt werden. Informationen zum Zwischenstand gab das BMG nicht, kündigte aber an, sich in Kürze dazu zu äußern.
"Inzwischen haben zwar 90 Prozent der 230 Testpraxen das notwendige ePA-Modul, aber sie brauchen auch Zeit, um zu prüfen, ob die ePA tatsächlich reibungslos im Praxisalltag funktioniert", heißt es dazu von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung auf Anfrage von heise online. Vor einem bundesweiten Rollout müssen die Tests in den Praxen "erfolgreich abgeschlossen sein". Die KBV hält ein "stufenweises Vorgehen" für den richtigen Weg. "Nach dem Schließen der Sicherheitslücken und der Gewissheit, dass die Technik ohne Probleme in den Praxen läuft, sollte die ePA zunächst auf freiwilliger Basis für Ärzte zur Verfügung stehen. Zudem braucht es ausreichend Zeit, in der die Hersteller die Praxen mit dem Modul ausstatten können", erklärte ein Pressesprecher.
Anfang März hieß es vonseiten der Kassenärzte noch, die ePA-Tests würden in der "Warm-up-Phase" stagnieren, auch aufgrund schwerwiegender Fehler könnten daher nur wenige mit der ePA arbeiten, ein Lichtblick sei jedoch die elektronische Medikationsliste. Eine belastbare Grundlage für einen Rollout im April sei das jedoch nicht. Daher forderten die Kassenärzte schon mehrfach eine "deutliche" Verlängerung der Testphase.
Probleme in Testpraxen
Erst kürzlich hatte BMG-Abteilungsleiter Michael Weller den Rollout der elektronischen Patientenakte für den 15. April in Aussicht gestellt, wie der Ärztenachrichtendienst (Änd) berichtet hatte. In der Vergangenheit war unter anderem von Schwierigkeiten beim Hochladen von Dokumenten die Rede, es wurde die mangelnde Interoperabilität zwischen den Aktensystemen bemängelt und von Performance-Problemen in den Testpraxen in Hamburg, Franken und Nordrhein-Westfalen berichtet.
Laut Änd hatte die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) zudem auf technische Schwierigkeiten bei der ePA hingewiesen. So sei unter anderem das Verwalten von Zugriffsrechten in unterschiedlichen Systemen schwieriger als gedacht. In der Vergangenheit hatte die DKG bereits auf Unklarheiten beim Widerspruchsrecht, dem Umgang mit Privatversicherten und Schwierigkeiten in Hinblick auf die Informationspflichten hingewiesen. Nach Informationen von Änd sollen Krankenhäuser einen längeren Übergangszeitraum haben, um die ePA zu implementieren.
Apotheken fordern weitere Tests unter Realbedingungen
Apotheken forderten vor rund zehn Tagen weitere Tests "unter realen Versorgungsszenarien und zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen" bei der ePA. "In der laufenden Pilotphase müssen aber noch offene, technische Probleme gelöst werden. Außerdem fordern wir für unsere Patientinnen und Patienten, dass zusätzliche Datenschutzmaßnahmen ergriffen werden, um noch vorhandene Sicherheitslücken zu schließen. Wir möchten mit dem Bundesgesundheitsministerium dazu weiterhin eine konstruktive Diskussion führen, damit der bundesweite Rollout der ePA gelingt", sagte dazu Thomas Preis, Präsident der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. In den Modellregionen testen auch 80 Apotheken die ePA.
Feedback durchwachsen
"Die Pilotapotheken geben uns unterschiedliches Feedback. Manche Teams nutzen die elektronische Medikationsliste schon intensiv, sodass die Abstimmung zwischen Apotheke und Arztpraxis bei Rückfragen zu verordneten Medikamenten erleichtert wird. [...] Andere Apotheken können die Medikationsliste dagegen nur eingeschränkt testen und nutzen, weil die dazu notwendige Software noch nicht aktualisiert wurde. Wir nehmen das Feedback sehr ernst und arbeiten gemeinsam mit der Gematik an Lösungen", heißt es von Claudia Korf vom Deutschen Apothekerverband.
(mack)