Elon Musks X wächst – aber deutlich langsamer als vor der Übernahme

Laut internen Zahlen der Plattform X kommen aktive Konten dazu. Das Wachstum hat sich jedoch deutlich abgeschwächt.

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Threads, X und Instagram auf Smartphone

X ist nicht nur als Icon eingezwängt zwischen Threads und Instagram.

(Bild: Viktollio/Shutterstock.com)

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Im zweiten Quartal des Jahres 2023 ist der Dienst X, früher als Twitter bekannt, bei den täglich aktiven Nutzern um 1,6 Prozent gewachsen. Damit haben insgesamt pro Tag im Schnitt 251 Millionen Accounts die Plattform verwendet. Dies geht aus internen Daten von X hervor, die Financial Times eigenen Angaben zufolge einsehen konnte.

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Das wirkt auf den ersten Blick wie eine gute Nachricht für jene, die der Plattform wegen Bots und Desinformation oder des allgemein rauer gewordenen Klimas dennoch nicht den Rücken kehren wollen. Rein wirtschaftlich betrachtet sind die von Elon Musk seit seiner Übernahme im Herbst 2022 durchgeführten Änderungen aber vor allem eine Wachstumsbremse. Wie die Financial Times nämlich auch berichtet, lagen die Zuwachsraten bei den täglich aktiven Nutzern in den Vergleichsquartalen der Vorjahre deutlich darüber.

So war Twitter, noch unter dem alten Namen, in den zweiten Quartalen der Jahre von 2019 bis 2022 stets um zweistellige Prozentsätze gewachsen, von rund 140 Millionen auf knapp 250 Millionen. Die größte Steigerung der Aktivität gab es im Vergleich von 2019 zu 2020 im zweiten Quartal, nämlich über 30 Prozent. Die Zuwächse fallen mit dem Beginn der Corona-Pandemie zusammen, worauf der Bericht aber nicht eingeht.

Vielmehr macht die Financial Times auch die wachsende Konkurrenz bei den textlastigen Kurznachrichtendiensten verantwortlich. Der ursprüngliche Hype um etwa Bluesky und Threads ist verflogen, die Nutzer verwenden mehrere Plattformen parallel. So sinkt laut Zahlen der Analysefirma Sensor Tower die Zahl der Threads-Nutzer kontinuierlich, die zusätzlich auch X nutzen. Umgekehrt wächst der Anteil der X-Nutzer, die auch Threads verwenden, stetig leicht. Das spricht dafür, dass Threads eben nicht als echte Alternative zu X angesehen wird.

Was weder die internen Zahlen noch die Zeitung thematisieren, ist die Frage, wie viele der "aktiven Nutzer" Bots sind. Musks Versprechen zur Übernahme des Unternehmens war, ihnen den Garaus zu machen. Gelungen ist ihm das nicht. Automatisiert postende Konten feiern fröhliche Urstände, sei es für den Vertrieb von Pornos, politische Stimmungsmache oder Desinformationskampagnen. Sind X-User, die laufend Zugang zu freizügigen Videos versprechen, noch leicht auszumachen, gelingt dies bei anderen Bots immer seltener. Sie bilden Netze aus zahlreichen, mit einander kommunizierenden Konten und erwecken durch normal wirkende Postings den Eindruck, von echten Menschen betrieben zu werden. Mit generativer KI werden sie dabei zunehmend besser.

Genaue Bot-Statistiken wird auch Musk nicht haben, da er die Sicherheitsabteilung dezimiert und die zur Abwehr staatlich geführter Kampagnen zuständigen Mitarbeiter hinausgeworfen hat. Hinzu kommt ein Problem, an dem sogar das viel mächtigere Meta Platforms scheitert: Die Filter der Sozialen Netzen verstehen Dutzende Sprachen; gepostet wird in Tausenden.

(nie)