"Elwis" ist tot: Lidl stoppt millionenschweres Projekt mit SAP
Sieben Jahre lang entwickelte Lidl mit SAP ein neues Warenwirtschaftssystem. Nun beendete die Discounter-Kette das Projekt und setzt auf die hauseigene Lösung.
Die Discounter-Kette Lidl hat ein millionenschweres Projekt mit dem Softwarekonzern SAP beendet. Das auf SAP-Software basierende "elektronische Lidl Warenwirtschaftsinformationssystem“, kurz Elwis, solle nicht weiter entwickelt werden. Stattdessen werde Lidl Berichten zufolge nun seine alte, hauseigene Lösung "Wawi“ voranbringen, die eigentlich von Elwis abgelöst werden sollte.
Die Erwartungen in das 2011 gestartete Projekt waren offenbar groß, Lidl-Verantwortliche sprachen vom "größten Transformationsprozess in der Unternehmensgeschichte“. Unter anderem sollte das neue System den Aufwand für Stammdatenpflege deutlich reduzieren und Kennzahlenanalysen und Prognosen in Echtzeit möglich machen. In Österreich, Nordirland und den USA wurde das System bereits eingeführt, bis es dann doch gestoppt wurde. Laut einer internen Mitteilung, aus der die Heilbronner Stimme zitiert, seien "die ursprünglich definierten strategischen Ziele nicht mit vertretbaren Aufwand" erreichbar gewesen.
"Keine Entscheidung gegen SAP"
"In der Kosten-Nutzen-Abwägung spricht alles für die Weiterentwicklung der Wawi", schrieben demnach der Lidl-Vorstandsvorsitzender Jesper Hojer und Verwaltungsvorstand Martin Golücke an ihre Mitarbeiter. Gegenüber der Zeitung erklärte Lidl, der Entschluss sei "keine Entscheidung gegen SAP, sondern für ein eigenes System" gewesen. In anderen Bereichen wolle man weiter mit dem Softwarenkonzern zusammenarbeiten.
Ein SAP-Sprecher bestätigte das Ende des Projekts, hob aber ebenfalls die in anderen Bereichen weiterlaufende Zusammenarbeit hervor: „Auch wenn wir das aktuelle Projekt nicht weiterverfolgen, so beeinträchtigt dies in keiner Weise unsere vertrauensvolle Zusammenarbeit und die Kooperation in anderen Bereichen“, so der Sprecher.
Konkrete Angaben zur Investitionssumme oder zu einzelnen Gründen, die zum Ende von „Elwis“ führten, machten beide Projektpartner nicht. Branchenkenner schätzen, dass rund 500 Millionen Euro in das Projekt geflossen sind, schreibt die Lebensmittelzeitung. (axk)