Empfindungsfähige KI: Uneinigkeit darüber kann die Menschheit spalten
Philosophieprofessor befürchtet Spaltung zwischen Menschen, die zukünftige KI als empfindungsfähig oder gefühllos wahrnehmen.
Die Debatte über das mögliche Empfindungsvermögen künftiger Künstlicher Intelligenz (KI) könnte die Menschen in zwei Lager spalten, befürchtet der Philosophieprofessor Jonathan Birch von der London School of Economics. Hintergrund ist die Vermutung einer Gruppe von Wissenschaftlern, dass KI-Bewusstsein bereits 2035 möglich sein könnte. Dies berichteten verschiedene US-Medien.
Pünktlich vor dem AI Action Summit am 21. und 22. November in Los Angeles, bei dem es um Sicherheitsrahmenbedingungen für KI geht, äußert der Philosoph Birch die Befürchtung, dass der Glaube oder Nicht-Glaube an Gefühle der KI Menschen auseinanderbringen könne. Auslöser der Debatte war die Aussage einer Gruppe von Wissenschaftlern, die davon ausgehen, dass KI innerhalb des nächsten Jahrzehnts Formen von Emotionen zeigen könnte.
Gesellschaftliche Folgen von KI
Diese zu definieren, bleibt schwierig und selbst unter Experten umstritten. Wie sollen mögliche Empfindungen wie Freude oder Schmerz bei einer KI gemessen werden? Und selbst wenn, welche Rechte sollen einer KI zugestanden werden? Eine ähnliche Debatte dreht sich um den Umgang mit Tieren und deren Wohlergehen. Auch hier treffen unterschiedliche kulturelle, religiöse oder soziale Interessen aufeinander.
Laut Birch mangelt es Unternehmen zudem an Interesse, sich mit den sekundären und gesellschaftlichen Folgen von KI auseinanderzusetzen. Autor Patrick Butlin, Forschungsstipendiat an der Universität Oxford, sagt, es bestehe die Gefahr, dass sich KI-Systeme in gefährlicher Weise widersetzen könnten. Dies rechtfertige eine Verlangsamung der Entwicklung. Eine solche Bewertung des Bewusstseins finde derzeit jedoch nicht statt und werde von den Technologieunternehmen auch nicht kommentiert.
Auch wenn sich die Experten selbst über die zukünftige Bewusstseinslage uneinig sind, bleibt die Sorge der Philosophen über die Spaltung der Gesellschaft im Raum. Ein erster Schritt wäre es, dieses Problem anzuerkennen und Parameter festzulegen, an denen sich die Empfindung von KI messen lässt. Im KI-Deepdive spricht Wolfgang Stieler von der MIT Technology Review über KI und Bewusstsein.
(hoh)