Ende des Routerzwangs: AVM sichert erste Geräte zu
Der freie Routermarkt kommt zwar, aber möglicherweise nicht für alle Kunden, weil sich manche Provider offenbar nicht schnell genug darauf einstellen. Dennoch glaubt AVM, zum 1. August betriebsbereite Geräte anbieten zu können.
Bis zum 1. August läuft die sechsmonatige Frist für Netzbetreiber – ab dann muss jeder seine Anschlüsse so eingerichtet haben, dass Verbraucher frei am Markt erhältliche Router daran betreiben und alle Dienste genau so nutzen können, als hätten sie einen von ihrem Provider gelieferten Router angeschlossen. Der Berliner Kommunikationsspezialist AVM sichert nun als erster Routerhersteller zu, ab dem 1. August geeignete Geräte für den freien Markt anbieten zu können. Die Firma sei mit "Modellen für DSL, Cable, Fiber und LTE" auf die gesetzlich verankerte Routerfreiheit ab diesem Termin vorbereitet. Das meldete AVM im Rahmen seines Auftritts auf der Angacom, der von Kabelprovidern organisierten Fachmesse, die bis Donnerstag in Köln stattfindet.
Das klingt vielversprechend. Aber noch hat keiner der Provider, die ihren Kunden den Router bisher vorschreiben (Routerzwang), die erforderliche Spezifikationen veröffentlicht. Die Hersteller brauchen die Spezifikationen, damit sie ihre Geräte für die Anmeldung in beliebigen Providernetzen anpassen können. Dabei stehen besonders Kabelnetzbetreiber im Fokus, weil deren Geräte bisher für eine Einrichtung durch Service-Techniker ausgelegt sind.
Warten auf konkrete Infos
Auf Nachfrage, wie es AVM anstellen will, trotzdem bis August geeignete Geräte in den Handel zu bringen, teilte das Unternehmen mit: "Wie andere Hersteller auch, warten wir täglich auf konkrete Infos. Auf der anderen Seite gibt es ja die Systeme bereits. Wenn heute ein Techniker einen Router anschließt, erscheint in der Regel eine Webseite, auf der er die Zugangsdaten eingibt. Nichts anderes müsste der Anwender ab August machen. Und unsere Fritzbox ist bei vielen Providern schon länger im Einsatz, das heißt, wir kennen viele Systeme grundsätzlich. Für Anwender informieren wir auf unserem Webserver über den aktuellen Stand zum Einsatz bei den verschiedenen Providern."
Zu einer kompletten Zugangsspezifikation gehören mehrere Punkte. Bei Kabelnetzprovidern steht an erster Stelle das Captive Portal, über das Kunden ihre am Markt erworbenen Geräte einrichten sollen. Außerdem kann man zur Anschlussspezifikation die Provisionierung, das Update-Verfahren und den Zugang zu allen Diensten zählen, die ein Provider anbietet. Mittels der Provisionierung können Betreiber etwa Konfigurationsfehler für Kunden umgehend beseitigen. Zwar gibt es für alle Punkte bereits etablierte Verfahren, aber die Implementierung und die Tests kosten jeden Hersteller Zeit.
Das klingt selbst für einen großen Routerhersteller nach viel Arbeit. Ist AVM nicht ein wenig unruhig, angesichts dessen, dass die Geräte am 1. August betriebsbereit sein sollten? Dazu das Unternehmen: "Auch wenn keine zwei Monate vor dem Start noch viele Fragen offen sind, grundsätzlich sind wir bereit und werden zum 1.8. starten."
Fritzbox 6490 Cable ab August frei erhältlich
Einen Vorgeschmack auf die Zeit ab August gewährt AVM auf seinem Messestand Q10 in Halle 10.1. Dort sind unter anderem Router für Kabelanschlüsse zu sehen, namentlich das aktuelle Flaggschiff Fritzbox 6490 Cable und das künftige, 6590 Cable, mit schnellem WLAN und Multi-User-MIMO-Technik. Die Fritzbox 6490 Cable soll ab dem 1. August frei im Handel erhältlich sein. Zusätzlich hat das Unternehmen eine eigene Informationsseite zum freien Routermarkt eingerichtet. Dort sind die wesentlichen Anschlussmerkmale der wichtigsten Netzbetreiber aufgeführt, die für den freien Routermarkt erforderlich sind.
Zu den Vorteilen der freien Routerwahl zählt AVM, dass Kunden "das beste Endgerät bei DSL, Cable, Glasfaser oder LTE" selbst aussuchen könnten. Auch lassen sich alle Funktionen des Routers uneingeschränkt nutzen, es fallen keine Mietkosten für Gerät oder WLAN an, Updates für mehr Funktionen und Sicherheit seien umgehend und gratis erhältlich, bei Umzügen könne man den Router im neuen Zuhause einfach anschließen, sodass doppelte Anschaffungskosten von Modem, WLAN-Router und Telefonanlage entfallen. Zudem könne die Stromaufnahme sinken, wenn anstatt der Kaskadierung von mehreren Geräten alle Bausteine in einem Gehäuse enthalten sind.
Bremse fĂĽr den Kabelrouter-Markt
Viele Interessenten haben sich mittlerweile auf die Vorteile der freien Routerwahl eingerichtet und warten nur noch darauf, dass die Provider die Einschränkungen aufheben – also beispielsweise bei Neuanschlüssen alle Zugangsdaten für alle Dienste unaufgefordert zustellen. Doch die fehlenden Spezifikationen für Kabelanschlüsse wirken wie eine Bremse für den freien Routermarkt. Deshalb könnte das Angebot an Kabelroutern zu Beginn noch sehr bescheiden sein – und das, obwohl laut Informationen von heise online etliche Hersteller gerne Router für den bisher geschlossenen Kabelmarkt bauen würden. Darunter sind bekannte Mitspieler wie Intel, Huawei, Netgear und Technicolor, aber auch hierzulande weniger bekannte Unternehmen wie Arris und Askey.
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(dz)